Theoretische Grundlagen PDF

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Diese Folien behandeln theoretische Grundlagen des Sprachverständnisses. Sie umfassen Lernziele, Einordnung, Begrifflichkeiten, sowie Modelle des Sprachverstehens und Beispiele. Weitere Informationen zu Rezeption, Produktion, Perzeption, Wortverstehen und Satzverstehen sind enthalten.

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Theoretische Grundlagen Lernziel Die Studierenden kennen die theoretischen Grundlagen des Sprachverständnisses, um darauf eine fundierte Diagnostik und Therapie aufbauen zu können....

Theoretische Grundlagen Lernziel Die Studierenden kennen die theoretischen Grundlagen des Sprachverständnisses, um darauf eine fundierte Diagnostik und Therapie aufbauen zu können. 2 Einordnung Phonetik/ Phonologie Produktion Semantik/ Lexik Mündliche Morphologie/ Sprachfähigkeiten Syntax Pragmatik/ Kommunikation Rezeption Sprachverständnis Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 3 Begrifflichkeiten Sprachverstehen vs. Sprachverständnis Sprachverstehen: Prozesshafter Charakter der Informationsverarbeitung während der Wahrnehmung und Verarbeitung, Entnahme von Bedeutung & kommunikativer Absicht Sprachverständnis: Verwendung der sprachlichen und nicht-sprachlichen Wissensstrukturen während der Wahrnehmung & Verarbeitung → Wird meist synonym verwendet Hörverstehen vs. Lesesinnverstehen Hörverstehen: Verstehen von gesprochener Sprache Lesesinnverstehen: Sinnentnehmendes Lesen von Wörtern, Sätzen und Texten Situationsverstehen vs. Sprachverständnis Situationsverstehen: Möglich ohne sprachliche Verarbeitung oder Wissen, z.B. mittels Gesten in der jeweiligen Situation Sprachverständnis: Dekodieren der Sprache ohne Hilfe des Kontextes Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 4 Begrifflichkeiten „Sprachverständnis benötigen wir, wenn wir nicht schon im Voraus wissen, was unser Gegenüber von uns möchte“(Mathieu, 2008, S.6) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 5 Begrifflichkeiten Sprachverständnis ist… «… die Fähigkeit, Sinn und Bedeutung von Äusserungen allein auf Grund der Wortbedeutung und der grammatischen Regeln zu erkennen, d.h. ohne Information aus dem situativen Kontext». (Amorosa & Noterdaeme 2003, 9) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 6 Sprachverstehensmodell nach Schlesiger (Hachul & Schönauer-Schneider, 2019, 6 (modifiziert nach Schlesiger 2001)) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 7 Perzeption Voraussetzung: Aufmerksamkeit Selektion des Sprachschalls (Abgrenzung zu Störschall) Rezeption vs. Perzeption: Rezeption: Sinnentnehmendes Verstehen (Bedeutung) Perzeption: Lautliche Wahrnehmung (ohne Bedeutung) Kleinste sprachliche Einheiten werden wahrgenommen: Phone Phoneme Prosodie Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 8 Wortverstehen Erkennen von Wortgrenzen mit Hilfe der Prosodie Erkennen des Zielwortes (phonologische Repräsentation) Zuordnung der Wortbedeutung (semantische Repräsentation) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 9 Wortverstehen Inhaltswörter Linguistisches Dekodieren: Lexikalisches Dekodieren (Entschlüsselung eines Wortes) Semantisches Dekodieren (Bedeutungszuordnung) Morphologische Hinweise (z.B. Deklination, Konjugation) Wiedererkennen der Wortform reicht für Bedeutungszuordnung und damit für den Verstehensprozess aus Rezeptiver Wortschatz grösser als produktive Wortschatz, vgl. Fremdsprachen Funktionswörter Schnellere Verarbeitung während der Rezeption, aber schlechtere Erinnerung Kleine Einheiten mit bedeutungsunterscheidender Wirkung auf Satz Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 10 Satzverstehen Ab Schulalter wichtig → Anweisungen werden komplexer Grammatikalisches Dekodieren (z.B. Numerus, Kasus, Genus, Tempus) Verstehen der Bedeutungen, welche durch Funktionswörter ausgedruckt werden Erkennen der ausgedrückten semantischen Relation Verstehen der thematischen Rolle von Satzgliedern Erfassen der Satzbedeutung Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 11 Satzverstehen – Beispiele Den Mann jagt das Nashorn. Der Mann jagt das Nashorn. Anna wird vom Hund gejagt. Anna jagt den Hund. Nur Peter hat nicht angerufen. Nicht nur Peter hat angerufen. Die Katze springt auf den Tisch. Die Katze springt über den Tisch. Sie sitzt auf dem Stuhl. Sie sitzen auf dem Stuhl. Er hatte Hunger. Er hat Hunger. Das Problem war schwierig zu verstehen. Das schwierige Problem war zu verstehen. Die Tür bleibt auf. Die Tür geht auf. Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 12 Text- und Diskursverstehen Textverstehen: Verstehen von vorgelesenen Geschichten Diskursverstehen: Verstehen von frei erzählten Geschichten, Dialogen, Witzen Verstehensvoraussetzung: Kenntnis über die verwendeten Laute, Wörter und morpho- syntaktischen Strukturen/Regeln Mentale Repräsentation durch Weltwissen (Terhorst, 1995) Kohärenz: Inhaltlicher Zusammenhang Kohäsion: Sprachliche Mittel, die sich auf inhaltlich vorangegangene Informationen beziehen Inferenz: Ziehen von Schlussfolgerungen, ohne dass diese genannt werden Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 13 Text- und Diskursverstehen – Übung Ein heisser Sommertag Martina packt an einem heissen Sommertag ihre Badesachen, eine Sonnenbrille und Sonnencreme ein. Sie fährt mit dem Fahrrad los und trifft sich mit ihren Freundinnen und Freunden. Sie schwimmen im Becken hin und her, rutschen auf der Wasserrutsche, legen sich auf die Wiese in die Sonne, essen Eis und beobachten die Leute, die vom Fünf-Meter-Brett springen. Heute traut Martina sich zum ersten Mal, auch vom 5-Meter-Brett zu springen. Als es anfängt zu regnen, fahren sie wieder nach Hause. (Hachul & Schönauer-Schneider, 2019, 15) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 14 Kurzzeitgedächtnis Phonologisches Arbeitsgedächtnis Informationen werden gesammelt Artikulatorische Schleife (u.a. phonologischer Speicher) hält sprachliche Informationen gespeichert Sprachliche Informationen werden gespeichert oder gelöscht. Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisse lässt Vorhersage über rezeptiven Wortschatz zu Differenzierte Verarbeitung & Speicherung von phonologischen Informationen führt zu einer besseren Speicherung im mentalen Lexikon Qualität wird beeinflusst von: Phonologische Diskriminierungsfähigkeit Innerliche Wiederholung Satzgedächtnis Hörmerkspanne für Wörter Wörter können besser gespeichert werden als Nicht-Wörter Kinder: Lebensalter - ca. 1-2 Items = Merkspanne Clustering erleichtert das Memorieren Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 15 Monitoring Monitoring = Verständniskontrolle Metalinguistische Fähigkeit, Kommunikationsmissverständnisse zu erkennen und darauf zu reagieren → «Detect and react!» (Dollaghan & Kaston, 1986) Kontrolle, ob genügend Informationen für ein erfolgreiches Verstehen vorhanden sind Monitoring umfasst folgende Fähigkeiten: Selbstständige und spontane Beurteilung einer Aussage (verständlich/nicht verständlich) Erkennen der Ursache für Nicht-Verstehen Strategien zur Klärung des Verstehensprozesses (z.B. Nachfragen, Aufforderung zur Wiederholung) Erkennen von Inkonsistenzen auf Textebene (z.B. fehlende Informationen) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 16 Verständnisstrategien Fehlende Fähigkeiten des linguistischen Dekodierens werden durch Infos aus der Situation oder aus dem Weltwissen ersetzt Z.B. Schlüsselwort-Strategie Sehr fehleranfällig Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 17 Multidimensionaler Bottom-Up & Top-Down Prozess Bottom-Up: Serieller Prozess Kurze Reize (Laute) werden verwendet, um zu übergreifender Struktur (Satz) zu gelangen Top-Down: Verarbeitungsebenen werden vor Abschluss der Verarbeitung bereits von weiteren Ebenen beeinflusst → Weltwissen & situativer Kontext führt zu Erwartung an sprachliche Äusserung (Hachul & Schönauer-Schneider, 2019, 6) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 18 Sprachverstehensmodell nach Kannengieser (Kannengieser, 2019, 325) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 19 Sprachverstehensmodell nach Schmitz & Beushausen „Wie kann es sein, dass Menschen dasselbe hören, aber unterschiedlich verstehen?“ (Schmitz & Beushausen, 2007, S.6) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 20 Sprachverstehensmodell nach Schmitz & Beushausen = Bedeutungskonstruktionszirkel 1. Wissensebene → Jeder Mensch konstruiert sein Verstehen selbst. Arbeitsprozesse 2. Wissensebene Ziel des (Schmitz & Beushausen, 2007, modifiziert nach Schmitz, 2005) Konstruktionsprozesses Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 21 Sprachliches Wissen Mentales Lexikon Wissen über Wortform & Wortbedeutung Schnittstelle: Auseinandersetzung mit der Welt führt zum Aufbau von Konzepten & Wissen Wortform „Banane“ wird mit Konzept/Erfahrungen des Gegenstandes gekoppelt Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 22 Weltwissen Kategoriales Wissen Informationen über Kategorie ist gespeichert z.B. “Blumen“ → Pflanzen, blühen, brauchen Wasser etc. Episodisches Wissen Informationen über individuelle Objekte z.B. „Mama“ → ist nett, hat kurze Haare, weiss alles etc. →Sind eng miteinander verknüpft Schemawissen Erfahrungen werden mit Hilfe von mentalen Schemata als allgemeine Form gespeichert z.B. Ein Restaurant braucht Stühle, Tisch etc. Dort gibt es Kellner:innen, Gäste. Man bekommt Essen etc. Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 23 Kommunikatives Kontextwissen Zum Verstehen braucht es ein Gegenüber. Kommunikationsabsichten Kommunikationspartner Gemeinsames Wissen muss aktiviert werden z.B. „Wie ist das Gespräch gegangen?“ Kommunikative Konventionen, die kulturellen Einflüssen unterlegen sind z.B. Begrüssung Situativer Kontext Z.B. „Ich brauche einen Rahmen.“ Nonverbales kommunikatives Wissen Nonverbale Kommunikation muss entschlüsselt werden z.B. nicken, zeigen etc. Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 24 Sprachverstehensmodell nach Schmitz & Beushausen (Schmitz & Beushausen, 2007) Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 25 Repetitionsfragen Wie grenzen Sie Situationsverstehen von Sprachverstehen ab? Nennen Sie ein eigenes Beispiel. In welche Ebenen kann das Sprachverständnis unterteilt werden? Was ist der Unterschied zwischen Kohärenz, Kohäsion und Inferenz? Erklären Sie diese Konstrukte. Was bedeutet Monitoring? Was ist ein Bottom-Up Prozess in Bezug auf das Sprachverständnis? Welche Betrachtungsweise auf das Sprachverständnis ist heute aktuell? Nennen Sie drei Komponenten des Bedeutungskonstruktionszirkel und beschreiben Sie diese kurz. Theoretische Grundlagen Grammatik- und Sprachverständnisstörungen II 26

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