Das Ende des Heiligen Römischen Reichs: Lernzettel PDF
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This document is a study guide focusing on the end of the Holy Roman Empire, key events, political and legal context around 1800, causes and consequences of upheavals, the impact of the French Revolution, and the rise of nationalism in Germany. It includes a timeline, definitions, and discussion of the Congress of Vienna.
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1 Das Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (HRRDN) 1. Zeitstrahl: 1648 Westfälischer frieden 1776 Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika 1789 Erklärung der Menschen und Bürgerrechte in der Französischen Revolution 1803 Rei...
1 Das Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (HRRDN) 1. Zeitstrahl: 1648 Westfälischer frieden 1776 Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika 1789 Erklärung der Menschen und Bürgerrechte in der Französischen Revolution 1803 Reichsdeputationshauptschluss 1806 Ende des HRRDN 1807 Preußische Reformen 1814 /15 Wiener Kongress 1817 Wartburgfest 1819 Karlsbader Beschlüsse 17. bis 18 JH. Aufklärungsbewegung in Europa 3. Politische und rechtliche Situation im Reich um 1800: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (962 bis 1806) Ein loser Zusammenschluss von vielen Territorien (Fürstentümer, Herzogtümer, Reichsstädte etc.) unter einem Kaiser Es war kein zentralisierter Staat im modernen Sinne. Kaiser (Seit ca. 1440 meist aus dem Hause Habsburg) Das Oberhaupt des Reiches, aber seine Macht war durch die Rechte/ Gesetze der einzelnen Reichsstände stark eingeschränkt. Reichsstände = die einzelnen Territorien und deren Herrscher (Fürsten, Herzöge, Bischöfe, freie Reichsstädte), die im Reichstag vertreten waren und weitgehende Autonomie besaßen. Reichstag (Tagungsort ab 1663 in Regensburg) = Die Versammlung der Reichsstände Er war das wichtigste Organ der Reichsverfassung, aber oft ineffektiv aufgrund von Partikularinteressen und dem Einstimmigkeitsprinzip in wichtigen Fragen. o Partikularismus: Das Streben der einzelnen Territorien nach Eigenständigkeit und die Beharrung auf ihren Rechten gegenüber dem Kaiser und dem Reich. Reichskreise (Eingeteilt seit dem 16. Jahrhundert) Regionale Zusammenschlüsse von Reichsständen zur Wahrung des Landfriedens und zur Organisation von Verteidigung und Steuerwesen. Landfrieden: Das im Mittelalter entstandene und immer wieder erneuerte Gebot, kriegerische Auseinandersetzungen innerhalb des Reiches zu unterlassen. Goldene Bulle (1356) Ein wichtiges Grundgesetz des Reiches, das unter anderem die Wahl des Kaisers durch sieben Kurfürsten regelte. 4. Ursachen und Folgen der Umbrüche Im Reich Auswirkungen der Aufklärung: Aufklärung: (ca. 1720 bis 1780/1800) Eine europäische Bewegung, die Vernunft, Individualität und Kritik an traditionellen Autoritäten in den Vordergrund stellte. Rationalismus: Die Überzeugung, dass die Vernunft die wichtigste Quelle der Erkenntnis ist. Naturrecht: Die Vorstellung von angeborenen Rechten des Menschen, die unabhängig von staatlicher Willkür gelten. Folgen: Kritik an absolutistischer Herrschaft, Stärkung des Bürgertums, Forderungen nach politischer Mitbestimmung und Reformen im Bildungswesen. Französische Besetzung: Französische Revolution: (1789-1799) Ein revolutionärer Umbruch in Frankreich, der die Monarchie stürzte und Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verbreitete. Koalitionskriege: (1792-1815) Kriege europäischer Mächte gegen das revolutionäre und später napoleonische Frankreich. Diese führten zu französischen Besetzungen und Gebietsveränderungen im Reich. Säkularisierung und Mediatisierung: Säkularisierung: Die Verweltlichung geistlicher Territorien (Fürstbistümer, Abteien etc.) und deren Eingliederung in weltliche Staaten. Mediatisierung: Die Eingliederung reichsunmittelbarer Gebiete (z.B. Grafschaften, Herrschaften) in größere Territorien, wodurch die betroffenen Herrscher ihre direkte Unterstellung unter den Kaiser verloren. Reichsdeputationshauptschluss: (1803) Ein Beschluss des Reichstags, der die Säkularisierung und die Mediatisierung regelte. Geistliche Territorien und viele kleine weltliche Herrschaften wurden aufgelöst und größeren Staaten zugeschlagen. Umgestaltung der Staatsverwaltungen: 2 Unter dem Einfluss der Aufklärung und der Notwendigkeiten moderner Staatlichkeit begannen einige Territorien (z.B. Preußen) mit Reformen ihrer Verwaltungen. Bürokratisierung: Entwicklung einer Professionalisierung der Verwaltung durch Beamte. Zentralisierung: Stärkung der zentralen staatlichen Organe gegenüber regionalen und lokalen Gewalten. Beginnende Überwindung ständischer Verhältnisse: Ständegesellschaft: Eine Gesellschaftsordnung, die auf unterschiedlichen sozialen Gruppen (Adel, Klerus, Bürger, Bauern) mit jeweils eigenen Rechten und Pflichten beruhte. Die Aufklärung und die wirtschaftlichen Veränderungen begannen, diese starre Ordnung aufzuweichen. Das Bürgertum gewann an Bedeutung, und die Kritik an den Privilegien des Adels nahm zu. Bildungsreform: Gründung von Universitäten nach neuen Prinzipien (z.B. Universität Berlin 1810). Betonung der wissenschaftlichen Forschung und der Persönlichkeitsbildung. Einführung einer allgemeinen Schulpflicht Agrarreformen: Modernisierung der Landwirtschaft und die Verbesserung der Situation der Bauern Aufhebung der Erbuntertänigkeit und anderer feudaler Lasten Zusammenlegung und Neuordnung von landwirtschaftlichen Flächen. Gewerbefreiheit: Einführung der Gewerbefreiheit, die es jedem erlauben sollte, ein Gewerbe auszuüben 5. Anfänge des Nationalismus in Deutschland: Akteure: Intellektuelle (Schriftsteller, Dichter, Philosophen wie Johann Gottfried Herder, Johann Gottlieb Fichte, Ernst Moritz Arndt). Studenten (Burschenschaften). Teile des Bildungsbürgertums. Motive: Abgrenzung gegenüber der französischen Fremdherrschaft und dem napoleonischen Imperialismus. Wunsch nach politischer Einheit und Freiheit Deutschlands. Begeisterung für die eigene Kultur, Sprache und Geschichte. Handlungen: Gründung von Burschenschaften an den Universitäten, die für ein geeintes Deutschland eintraten. Wartburgfest (1817): Ein Treffen nationalistisch gesinnter Studenten. Vorstellungen von einer Kulturnation im Unterschied zur Staatsnation: o Kulturnation: Das Verständnis von Nation als eine Gemeinschaft, die durch gemeinsame Sprache, Kultur, Geschichte, Traditionen und Sitten verbunden ist. o Staatsnation: Das Verständnis von Nation als eine Gemeinschaft, die durch gemeinsame politische Institutionen, Gesetze und Staatsbürgerschaft verbunden ist Die europäische Friedensordnung des Wiener Systems 1. Zeitstrahl 1813/15 Befreiungskriege 1814/15 Wiener Kongress 1817 Wartburgfest 1819 Karlsbader Beschlüsse 1830 Julirevolution in F Aufstände in Polen, Mittelitalien und mitteldeutscher Staaten 1832 Hambacher Fest 1834 Gründung des deutschen Zollvereins 1844 Schlesischer Weberaufstand 1845 Unruhen in Sachsen 1815/ 48 Restauration und Vormärz 1815/ 66 Deutscher Bund 3 2. Begriffe die wichtig sein könnten Konstitutionelle Monarchie Bei dieser Staatsform wird der regierende Monarch von Verfassung (Konstitution) und Volksvertretung kontrolliert. Pauperismus Bezeichnung für die katastrophale Massenarmut zu Beginn der Frühindustrialisierung 3. Wiener System Wiener Kongress (Oktober 1814 – Juni 1815) Eine Versammlung europäischer Monarchen und Staatsmänner in Wien nach dem Ende der napoleonischen Kriege. Ziel war es, die politische Ordnung in Europa wiederherzustellen und langfristigen Frieden zu sichern. Restauration Die Wiederherstellung der vorrevolutionären politischen Verhältnisse und Dynastien in Europa. Viele Monarchen kehrten auf ihre Throne zurück. Legitimität Das Prinzip, dass Herrschaft auf dem Gottesgnadentum und traditionellen Rechten der Monarchen beruhen sollte. Solidarität Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Bereitschaft der Monarchen zur gegenseitigen Unterstützung bei der Abwehr revolutionärer oder nationaler Bestrebungen. Mächtegleichgewicht Das Ziel, eine Balance der Kräfte zwischen den europäischen Großmächten (Öst, Preußen, Rus, UK, F) zu schaffen, um Hegemoniebestrebungen einzelner Staaten zu verhindern und den Frieden zu sichern. Heilige Allianz (September 1815) Ein von Rus, Öst und Preußen geschlossenes Bündnis, das auf christlichen Prinzipien basierte und die Zusammenarbeit zur Aufrechterhaltung der monarchischen Ordnung vorsah. Pentarchie Die Dominanz der fünf Großmächte in der europäischen Politik. Wiener Kongressakte (Juni 1815) Die wichtigsten Beschlüsse des Wiener Kongresses, die die territoriale Neuordnung Europas und die Gründung des Deutschen Bundes regelten. Ansätze eines europäischen Sicherheitssystems Durch die regelmäßigen Treffen der Großmächte (Kongresssystem) und die Prinzipien der Restauration, Legitimität und Solidarität entstand der Versuch, ein System der kollektiven Sicherheit zu etablieren, um zukünftige Konflikte zu vermeiden oder zu begrenzen. Dieses System war jedoch nicht ohne Spannungen und scheiterte letztendlich an den nationalen und liberalen Bewegungen. 4. Deutsche Bundesakt und Deutscher Bund Deutscher Bund (1815-1866) Ein Staatenbund souveräner Fürsten und freier Städte im Gebiet des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches. Er war ein lockerer Zusammenschluss ohne starke zentrale Regierung oder gemeinsames Staatsoberhaupt. Deutsche Bundesakte (1815) Das Gründungsdokument des Deutschen Bundes, das seine Organisation und Ziele festlegte. Bundesversammlung (Bundestag) Das einzige zentrale Organ des Deutschen Bundes mit Sitz in Frankfurt am Main. Es war eine Versammlung der Gesandten der einzelnen Mitgliedsstaaten, nicht ein gewähltes Parlament. Beschlüsse mussten in der Regel einstimmig gefasst werden. Souveränität Jeder Mitgliedsstaat behielt seine volle staatliche Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. 4 Föderale Elemente Obwohl der Bund kein Bundesstaat war, enthielt er einige föderale Ansätze wie die Bundesversammlung und Bestimmungen zur militärischen Zusammenarbeit. Stellung Österreichs Österreich übernahm den Vorsitz in der Bundesversammlung und spielte eine führende Rolle in der Politik des Deutschen Bundes. Metternich, der österreichische Staatskanzler, prägte das System maßgeblich im Sinne der Restauration. Stellung Preußens Preußen war die zweitmächtigste Kraft im Deutschen Bund und strebte nach einer größeren Rolle und Einfluss. Die Rivalität zwischen Österreich und Preußen war ein prägendes Merkmal des Bundes. 5. Vormärz und nationale Bestrebungen im Deutschen Bund Vormärz Die Epoche zwischen dem Wiener Kongress (1815) und der Märzrevolution (1848) Geprägt von politischen Restaurationstendenzen, aber auch von wachsenden liberalen und nationalen Bewegungen. Nationale Bewegung Das Streben nach einem geeinten deutschen Nationalstaat, dass sich aus dem Gefühl der gemeinsamen Sprache, Kultur und Geschichte speiste und durch die Erfahrungen der napoleonischen Kriege verstärkt wurde. Liberale Bewegung Das Streben nach mehr politischer Freiheit, Bürgerrechten, einer Verfassung und parlamentarischer Mitbestimmung. Burschenschaften Studentische Verbindungen, die sich für nationale Einheit und liberale Reformen einsetzten. Das Wartburgfest (1817) war ein wichtiges Ereignis dieser Bewegung. Hambacher Fest (1832) Eine große politische Massenveranstaltung, bei der Bürger für nationale Einheit, Freiheit und Volkssouveränität demonstrierten. Julirevolution in Frankreich (1830) Ein Aufstand in Frankreich, der die dortige Monarchie stürzte und liberale Bewegungen in ganz Europa beflügelte. Karlsbader Beschlüsse (1819) Reaktionen der konservativen Kräfte im Deutschen Bund auf die nationalen und liberalen Tendenzen. Sie umfassten Maßnahmen zur Überwachung der Universitäten, zur Zensur der Presse und zur Verfolgung "demagogischer Umtriebe". Revolution von 1848/49 1. Zeitstrahl 1817 Wartburgfest 1819 Karlsbader Beschlüsse 1832 Hambacher Fest 1848 Revolution in Paris Märzrevolution Deutsche Nationalversammlung 1849 Verabschiedung der Reichsverfassung Wahl Friedrich Wilhelms 4. Zum Kaiser der Deutschen Ablehnung Krone Scheitern der Revolution 1871 Gründung Deutsches Kaiserreich 1815/66 Deutscher Bund 1867/71 Norddeutscher Bund 1871/1918 Deutsches Kaiserreich 2. Begriffe die wichtig sein könnten Soziale Frage Sammelbezeichnung für die wirtschaftliche und soziale Notlage der entstehenden Industriearbeiterschaft in der frühen Industrialisierung Hauptprobleme: unsichere Arbeitsplätze, Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, fehlende Soziale Sicherungen und Wohnungselend Nationalversammlung 5 Bezeichnet das Parlament bzw. die zum Zwecke der Ausarbeitung einer Verfassung zusammengerufenen Volksvertreter 3. Politische Gruppierungen im Paulskirchenparlament und ihre Auffassungen Paulskirchenparlament (1848-1849) Eine Versammlung gewählter Vertreter aus verschiedenen deutschen Staaten, die in der Frankfurter Paulskirche tagte. Ihr Ziel war es, eine liberale Verfassung für einen geeinten deutschen Nationalstaat zu entwerfen. Demokraten (Linke) Auffassungen: Sie forderten eine starke Volksvertretung, weitgehende politische Gleichheit, soziale Reformen und eine republikanische Staatsform (ohne Monarchen). Sie wollten mehr Mitbestimmung für das Volk. Liberale (Zentrum) Auffassungen: Sie befürworteten eine konstitutionelle Monarchie (ein Staat mit einem Monarchen, dessen Macht durch eine Verfassung begrenzt ist) oder eine föderale Republik mit starker Zentralgewalt. Wichtig waren ihnen die Sicherung von Grundrechten und eine gemäßigte Reformpolitik. Sie waren oft in gemäßigte Liberale (Rechtes Zentrum) und linke Liberale (Linkes Zentrum) unterteilt, die in einigen Punkten unterschiedliche Ansichten hatten. Konservative (Rechte): Auffassungen: Sie wollten die bestehende Ordnung und die Rechte der Monarchen bewahren. Sie lehnten eine zu starke Zentralisierung und eine zu große Beteiligung des Volkes an der Regierung ab. Sie sahen in den revolutionären Bestrebungen eine Gefahr für Stabilität und Ordnung. 4. Lösungsvorschläge für die nationale Frage Bezüglich Staatsgebiets "Großdeutsche Lösung": Befürwortete die Einbeziehung Österreichs mit seinen deutschsprachigen Gebieten in den neuen deutschen Nationalstaat. Dies hätte jedoch ein Problem mit den nicht-deutschen Gebieten der Habsburgermonarchie dargestellt. "Kleindeutsche Lösung": Befürwortete einen Nationalstaat unter preußischer Führung ohne Österreich. Diese Lösung setzte sich letztendlich durch, allerdings erst später. Bezüglich Staatsform Konstitutionelle Monarchie: Die Mehrheit im Paulskirchenparlament sprach sich für diese Staatsform aus, mit einem erblichen Kaiser an der Spitze, dessen Macht durch eine Verfassung und ein Parlament begrenzt sein sollte. Republik: Eine Minderheit, vor allem die Demokraten, forderte eine Republik ohne Monarchen Umgang mit nationalen Minderheiten In den Diskussionen spielte der Umgang mit nicht-deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen innerhalb der beanspruchten Gebiete eine Rolle, wurde aber nicht immer abschließend geklärt. Es gab unterschiedliche Ansichten darüber, wie diese Minderheiten in den neuen Nationalstaat integriert werden sollten. 5. Folgen der Revolution: Reaktionspolitik Nach dem Scheitern der Revolution setzten die konservativen Kräfte in den meisten deutschen Staaten wieder ihre alte Macht durch. Liberale und nationale Bestrebungen wurden unterdrückt, viele Revolutionäre verfolgt oder zur Auswanderung gezwungen (Reaktionsära). Zuspitzung des preußisch-österreichischen Dualismus Das Scheitern der großdeutschen Lösung und die Weigerung des preußischen Königs, die ihm angetragene Kaiserkrone anzunehmen, verschärften die Rivalität zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Dieser Dualismus prägte die deutsche Politik der folgenden Jahrzehnte und führte schließlich zum Deutschen Krieg von 1866. 6 Industrialisierung 1. Zeitstrahl Um 1770 Beginn der Industrialisierung in England 1784 Erfindung der ersten industriellen Spinnmaschine 1835 Erste Eisenbahn in deutschen Ländern 1871 Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1873/90 „Große Depression“ 1914 Beginn erster WK 1929 Börsenkrach USA Beginn der Weltwirtschaftskrise 1933 Hitler Reichskanzler 2. Begriffe die wichtig sein könnten Sozialgesetzgebung: Bismarck Urbanisierung Verbreitung städtischer Kultur 3. Rahmenbedingungen für Wandlungsprozesse auf dem Weg zur Industriegesellschaft: Deutscher Bund (siehe Seite 4) Deutscher Zollverein (Gegründet ab 1834) Internationale Konkurrenz UK war das führende Industrieland und übte einen starken Wettbewerbsdruck auf die deutschen Staaten aus. Um mithalten zu können, waren Modernisierung und die Entwicklung eigener Industrien notwendig. Folgen der Reformpolitik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Die Reformen in Preußen und anderen Staaten (z.B. Agrarreformen, Gewerbefreiheit, Bildungsreformen) schufen wichtige Voraussetzungen für die Industrialisierung, indem sie z.B. Arbeitskräfte freisetzten, Unternehmertum förderten und das Bildungsniveau hoben. 4.Durchbruch der deutschen industriellen Revolution und Entwicklung der Führungssektoren: Durchbruch der deutschen industriellen Revolution (Etwa ab den 1840er Jahren) Im Vergleich zu Großbritannien setzte die Industrialisierung in Deutschland später ein, verlief dann aber sehr dynamisch. Führungssektoren: Steinkohlenbergbau: Die Kohle war der wichtigste Energieträger für Dampfmaschinen und die Eisen- und Stahlproduktion. Das Ruhrgebiet entwickelte sich zu einem Zentrum des Bergbaus. Eisen- und Stahlindustrie: Die Nachfrage nach Eisen und Stahl stieg enorm durch den Eisenbahnbau und den Maschinenbau. Regionen wie das Ruhrgebiet und das Saarland wurden hier wichtig. Maschinenbau: Die Entwicklung von Maschinen ermöglichte eine effizientere Produktion in vielen Bereichen. Eisenbahnwesen: Der Bau von Eisenbahnlinien verband Regionen, erleichterte den Transport von Gütern und Personen und kurbelte die Wirtschaft an. Die erste deutsche Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth wurde 1835 eröffnet. Rückkopplungseffekte: Das Wachstum eines Führungssektors beförderte das Wachstum anderer Sektoren. Zum Beispiel benötigte der Eisenbahnbau Eisen und Stahl, was die Eisen- und Stahlindustrie ankurbelte. Diese wiederum brauchte Kohle aus dem Bergbau. Der Maschinenbau lieferte Maschinen für alle diese Bereiche. Staatliche Unterstützung: Der Staat spielte eine wichtige Rolle bei der Industrialisierung durch den Ausbau der Infrastruktur (z.B. Eisenbahnen), die Förderung von Bildung und Forschung sowie durch wirtschaftspolitische Maßnahmen wie den Zollverein. 7 5. Einigungskriege und Reichsgründung in ihrem Zusammenhang mit dem Entstehen der Industriegesellschaft: Einigungskriege: Deutsch-Dänischer Krieg (1864) : Um Schleswig und Holstein. Deutscher Krieg (1866) : Zwischen Preußen und Öst um die Vorherrschaft in DE. Preußen siegte und der Norddeutsche Bund unter preußischer Führung entstand. Deutsch-Französischer Krieg (1870-1871) : Führte zur Reichsgründung Reichsgründung (1871) Die Gründung des Deutschen Kaiserreichs unter preußischer Führung schuf einen einheitlichen Nationalstaat mit einer zentralen Regierung, einheitlichen Gesetzen und einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik Dies förderte die weitere Industrialisierung enorm, da Handel und Investitionen nun in einem großen, zusammenhängenden Wirtschaftsraum einfacher waren 6. Sozialer Strukturwandel Wirtschaftsbürgertum Eine neue Schicht von Unternehmern, Fabrikanten und Kaufleuten gewann an wirtschaftlicher Bedeutung und strebte auch nach politischem Einfluss. Bildungsbürgertum Akademiker, Beamte, Lehrer und andere Gebildete spielten eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und trugen zur kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung bei. Entstehung des Industrieproletariats Mit dem Wachstum der Fabriken entstand eine große Arbeiterklasse (Proletariat), die oft unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen litt. Dies führte zur Entstehung der Arbeiterbewegung. Aufstiege und Abstiege von Berufsgruppen Traditionelle Handwerksberufe verloren an Bedeutung gegenüber den neuen Industrieberufen. Ländliche Bevölkerung zog in die Städte, um Arbeit zu suchen (Landflucht). 7. Hochkonjunktur und Gründerkrise: Gründerjahre (Nach 1871) Eine Phase starken wirtschaftlichen Aufschwungs nach der Reichsgründung, die von Optimismus und vielen Unternehmensgründungen geprägt war. Gründerkrise (1873) Ein Börsenkrach leitete eine längere wirtschaftliche Abschwung Phase ein, die viele Unternehmen in Schwierigkeiten brachte und soziale Probleme verschärfte. 8. Wirtschaftliche Entwicklungsprozesse nach der Gründerkrise Gründerkrise (1873-1896) Entwicklung neuer Leitbranchen: Großchemie: Entstehung großer Chemieunternehmen wie Bayer. Sie profitierten von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Entwicklung synthetischer Farbstoffe und anderer Produkte. Elektrotechnik: Die Erfindung und Weiterentwicklung elektrischer Technologien (z.B. Glühbirne durch Edison um 1879, Drehstrom durch Siemens in den 1880ern) führte zur Entstehung von Unternehmen wie Siemens und AEG. Maschinenbau: Der Maschinenbau entwickelte sich weiter und lieferte die Produktionsmittel für die anderen Industrien. Entwicklung moderner Großunternehmen und Großbanken: Aktiengesellschaft (AG): Eine Unternehmensform, bei der das Kapital durch den Verkauf von Aktien beschafft wird. Dies ermöglichte große Investitionen und das Wachstum von Großunternehmen. Konzentration: Der Zusammenschluss von Unternehmen zu größeren Einheiten (Kartelle, Trusts), um Wettbewerb zu verringern und Marktmacht zu erhöhen. Universalbanken: Banken, die verschiedene Bankgeschäfte betrieben (z.B. Kreditvergabe, Wertpapierhandel, Beteiligungen an Unternehmen) und eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der Industrialisierung spielten. Beispiele sind die Deutsche Bank (gegründet 1870) und die Dresdner Bank (gegründet 1872). Intensivierung der Ressourcenausnutzung und Imperialismus: 8 Imperialismus (ca. 1870-1914): Das Streben europäischer Großmächte nach politischer und wirtschaftlicher Expansion in Übersee zur Sicherung von Rohstoffen, Absatzmärkten und strategischer Vorteile. Die gestiegene industrielle Produktion führte zu einem erhöhten Bedarf an Rohstoffen (z.B. Kohle, Eisenerz, Kautschuk), die oft in Kolonien beschafft wurden. Auswirkungen: Ausbeutung kolonialer Ressourcen und Arbeitskräfte, ungleicher Handel, politische Spannungen zwischen den imperialistischen Mächten. 9. Soziale Entwicklungsprozesse und ihre Folgen Urbanisierung Die Verbesserung der Transportmittel (z.B. Eisenbahn) erhöhte die räumliche Mobilität der Bevölkerung Differenzierungsprozesse innerhalb bestehender sozialer Schichten: Arbeiterklasse: Innerhalb der Arbeiterschaft gab es Unterschiede (z.B. Facharbeiter vs. ungelernte Arbeiter, Industriearbeiter vs. Landarbeiter). Bürgertum: Das Bürgertum differenzierte sich in Besitzbürgertum (Fabrikanten, Großhändler) und Bildungsbürgertum (Ärzte, Anwälte, Lehrer). Geschlechterungleichheiten: Frauen waren in der Arbeitswelt oft schlechter bezahlt und hatten weniger Aufstiegschancen. Zunehmende Bedeutung von Gewerkschaften und Parteien: Gewerkschaften: Interessenvertretungen der Arbeiter, die sich für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten einsetzten Arbeiterparteien: Politische Parteien, die die Interessen der Arbeiterklasse vertraten, wie die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), gegründet 1869 (später SPD). 10. Auswirkungen der Industrialisierung auf die Umwelt und beginnendes Bewusstsein für Umweltprobleme: Umweltverschmutzung: Luftverschmutzung: Durch den Ausstoß von Rauch und Schadstoffen aus Fabriken und Kohleheizungen. Wasserverschmutzung: Durch industrielle Abwässer, die ungeklärt in Flüsse und Seen gelangten. Bodenverschmutzung: Durch Abfälle und industrielle Rückstände. Ressourcenverbrauch: Die Industrialisierung führte zu einem stark erhöhten Verbrauch natürlicher Ressourcen (z.B. Kohle, Holz, Erze). USA Entwicklung zur Industrie Nation 1. Zeitstrahl 1776 Unabhängigkeitserklärung 1823 Monroe Doktrin Ca 1840 Beginn der Industrialisierung in den USA 1865 Abschaffung Sklaverei Ca 1870 Hochindustrialisierung 1917 Eintritt in den 1. WK 2. gesellschaftspolitische Implikationen ( "Manifest Destiny" und "Frontier") Manifest Destiny (Mitte des 19. Jahrhunderts): Eine in den USA weit verbreitete Überzeugung, dass es die gottgegebene Bestimmung der Vereinigten Staaten sei, sich über den gesamten nordamerikanischen Kontinent auszubreiten. Frontier (19. Jahrhundert) Die sich Westwärts verschiebende Grenze der Besiedlung durch europäisch stämmige Amerikaner. Die "Frontier" war ein Ort großer Möglichkeiten, aber auch harter Lebensbedingungen und Konflikte mit den Ureinwohnern. 3. beginnende Industrialisierung, Urbanisierung und Entstehen des "Manufacturing Belt" ("Rust Belt") Beginnende Industrialisierung (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts): Nach dem Bürgerkrieg erlebten die USA einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung Urbanisierung (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts 9 "Manufacturing Belt" (später "Rust Belt"): Eine Region im Nordosten und Mittleren Westen der USA, die sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Zentrum der amerikanischen Schwerindustrie entwickelte (Kohle, Stahl, Eisen). Stalinismus in der UdSSR 1. Zeitstrahl 1924 Tod Lenin Machtkämpfe um die Führung 1929 Stalin setzt sich als neuer Führer durch 1930er „Große Säuberung“ Gulag 1939 Hitler-Stalin Pakt 1941/45 Krieg gegen das Deutsche Reich 2. Begriffe die wichtig sein könnten Autokratie: alleinige Herrschaft Menschewiki und Bolschewiki: Die Menschewiki und Bolschewiki waren wie zwei Gruppen in einer politischen Bewegung in Russland. Die Menschewiki (= Minderheiten) wollten Veränderungen langsam und durch Zusammenarbeit erreichen. Die Bolschewiki (= Mehrheiten) wollten eine schnelle Revolution und die sofortige Machtübernahme. radikal Am Ende setzten sich die Bolschewiki durch. 3. Situation in der Sowjetunion Mitte der 1920er Jahre: Bolschewiki: Nach der Oktoberrevolution 1917 hatten die Bolschewiki unter Führung von Lenin die Macht in Russland übernommen und die Sowjetunion gegründet. Sie waren die einzige politische Kraft im Land. Rückständige Wirtschaft: Die Wirtschaft war immer noch stark von der Landwirtschaft geprägt, oft in kleinen Betrieben. Es gab auch einige Fabriken, aber insgesamt war die industrielle Produktion noch nicht so weit entwickelt wie in anderen großen europäischen Ländern. Etablierung der stalinistischen Diktatur: Stalin setzte seine Vorstellungen immer stärker durch und baute seine persönliche Macht aus. Andersdenkende in der Partei wurden entmachtet. 4. Ideologische Grundlagen des Stalinismus: Anders als die ursprüngliche Idee einer weltweiten Revolution, setzte Stalin auf den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft in der Sowjetunion selbst. Stalin argumentierte, dass der Widerstand gegen den Sozialismus mit der Zeit zunehmen würde u. der "Klassenkampf" sich verschärfen müsse, auch wenn es scheinbar keine großen Gegensätze mehr gab. Stalin wurde als allwissender und unfehlbarer Führer dargestellt. Seine Bilder und Statuen waren überall präsent, und ihm wurden Lobeshymnen gewidmet. Nur die Kommunistische Partei hatte das Recht zu regieren und die öffentliche Meinung zu bestimmen. Andere politische Ansichten waren nicht erlaubt. Grundlegende Rechte wie freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit wurden stark eingeschränkt oder abgeschafft. 5. Industrialisierung und Zwangskollektivierung Ziele: Stalin wollte die Sowjetunion schnell zu einer modernen Industrienation machen, um militärisch und wirtschaftlich mit anderen Großmächten mithalten zu können. In der Landwirtschaft sollte die Zwangskollektivierung die kleinen, ineffizienten Betriebe in große Kolchosen (Gemeinschaftsbetriebe) umwandeln, um die Versorgung der Städte sicherzustellen und Getreide für den Export zu gewinnen. Methoden: Fünfjahrespläne (ab 1928): Wirtschaftspläne, die detailliert festlegten, welche Ziele in welchen Industriezweigen erreicht werden sollten. 10 Zwangskollektivierung (ab Ende der 1920er Jahre): Bauern wurden gezwungen, ihr Land und ihr Vieh in Kolchosen einzubringen. Widerstand wurde oft brutal unterdrückt. 6. Repressionen und Säuberungen (die "Große Säuberung" ab Mitte der 1930er Jahre) Ziele: Stalin wollte vermeintliche oder tatsächliche Gegner innerhalb der Partei, des Militärs und der Gesellschaft ausschalten und seine Macht festigen. Maßnahmen Verhaftungen: Millionen von Menschen wurden verhaftet, oft ohne triftigen Grund. Schauprozesse: Inszenierte Gerichtsverfahren, in denen Angeklagte unter Zwang "Geständnisse" ablegten. Hinrichtungen: Viele Verurteilte wurden hingerichtet. Zwangsarbeitslager (Gulags): Millionen von Menschen wurden in Lager deportiert, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten und viele starben. Stalinkult: Methoden: Propaganda in den Medien, Kunst, Literatur und Bildungssystemen stellte Stalin als genialen Führer und Vater des Volkes dar. Städte, Straßen und Fabriken wurden nach ihm benannt Folgen für Einzelne: Der Personenkult führte dazu, dass Kritik an Stalin oder der Politik der Partei extrem gefährlich war. Menschen lebten in ständiger Angst vor Verfolgung. Folgen für die Gesellschaft: Der Kult unterdrückte freies Denken und eine offene Auseinandersetzung mit Problemen. Er trug zur Verfestigung der Diktatur bei. Nationalsozialismus 1. Zeitstrahl 1919 Versailler vertrag 1920 25 Punkte Programm 1921 Wahl Hitlers 1923 Hitler Putsch 1929 Weltwirtschaftskrise 1933 Ernennung Hitlers zur Weltwirtschaftskrise 1919/33 Weimarer Republik 1933/45 NS Herrschaft 2. Begriffe die wichtig sein könnten Hitler Putsch: Versuch rechtsradikaler Kräfte in Bayern und DE die Macht an sich zu reißen Antisemitismus „Drittes Reich“ „Ermächtigungsgesetz“: „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich “ Hob die Gewaltenteilung auf Totalitarismus: eine Form der Diktatur in der eine Partei allein die Herrschaft ausübt 3. Krise der Weimarer Demokratie Machtverlust des Reichstages: In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren wurde es immer schwieriger, stabile Regierungen im Reichstag (dem deutschen Parlament) zu bilden. Politische Parteien konnten sich oft nicht einigen, und es gab viele kurzlebige Regierungen. Scheitern der Präsidialregime: Um handlungsfähig zu bleiben, griff Reichspräsident Paul von Hindenburg immer häufiger auf Notverordnungen zurück, anstatt durch den Reichstag beschlossene Gesetze. Das schwächte das Parlament zusätzlich. Radikalisierung der Gesellschaft: Viele Menschen waren unzufrieden mit der politischen und wirtschaftlichen Situation. Dies führte dazu, dass extremistische politische Kräfte am linken und rechten Rand immer mehr Anhänger fanden. Weltwirtschaftskrise (ab 1929): Der Börsencrash in den USA löste eine weltweite Wirtschaftskrise aus, die Deutschland besonders hart traf. Millionen von Menschen wurden arbeitslos, was die Unzufriedenheit und die Unterstützung für radikale Parteien weiter verstärkte. Mentalitäten Ablehnung von Demokratie und Parlamentarismus: Manche Menschen trauten der Demokratie nicht zu, die Probleme des Landes zu lösen, und sehnten sich nach einer stärkeren Führung. 11 Militarismus: In Teilen der Gesellschaft gab es eine Verherrlichung des Militärs und eine Sehnsucht nach nationaler Stärke. 4. Formierung und Konsolidierung der nationalsozialistischen Diktatur (ab 1933) Außenpolitische Erfolge (in den 1930er Jahren): Die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler erzielten zunächst einige außenpolitische Erfolge, wie die Wiedereingliederung des Saargebiets und die Annexion Österreichs. Dies trug dazu bei, ihre Popularität im Inland zu steigern. Wirtschaftlicher Aufschwung (Mitte der 1930er Jahre): Durch staatliche Programme zur Arbeitsbeschaffung, wie den Bau von Autobahnen und die Aufrüstung des Militärs, sank die Arbeitslosigkeit. Viele Menschen profitierten davon, auch wenn dieser Aufschwung stark auf Kriegsvorbereitung ausgerichtet war Anpassung und Gehorsam: Durch Propaganda und den Abbau demokratischer Rechte wurden viele Menschen dazu gebracht, sich der nationalsozialistischen Ideologie anzupassen und dem Regime zu gehorchen. Propaganda: Die Nationalsozialisten nutzten alle Mittel der Kommunikation (Zeitungen, Radio, Filme, Plakate), um ihre Ideologie zu verbreiten und ein positives Bild des Regimes zu zeichnen. Einschüchterung und Terror: Gegner des Regimes wurden verfolgt, verhaftet und in Konzentrationslager gesperrt. Die Angst vor Repressionen trug zur Stabilisierung der Diktatur bei. 5. Merkmale und ideologische Grundlagen der nationalsozialistischen Diktatur: Einparteienherrschaft: Nur die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war als politische Partei zugelassen. Alle anderen Parteien wurden verboten. Aufhebung der Gewaltenteilung: Die verschiedenen staatlichen Gewalten (Legislative, Exekutive, Judikative) wurden nicht mehr unabhängig voneinander ausgeübt, sondern waren der Führung der NSDAP und Hitlers untergeordnet. Gleichschaltung: Alle Bereiche des öffentlichen Lebens (Medien, Kultur, Vereine, Jugendorganisationen) wurden unter die Kontrolle der Nationalsozialisten gebracht und auf ihre Ideologie ausgerichtet. Instrumentalisierung von Medien: Zeitungen, Radio und Film wurden als Propagandainstrumente genutzt, um die Bevölkerung im Sinne der Nationalsozialisten zu beeinflussen. Polizeistaat: Ein dichtes Netz von Polizei- und Überwachungsorganen (wie die Gestapo) schüchterte die Bevölkerung ein und verfolgte Andersdenkende. Militarismus: Die Aufrüstung des Militärs und die Verherrlichung des Krieges waren zentrale Bestandteile der nationalsozialistischen Ideologie. Mythen als Handlungsgrundlage: Die Nationalsozialisten verbreiteten verschiedene Mythen, wie den vom "Dolchstoß" nach dem Ersten Weltkrieg, um ihre Politik zu rechtfertigen. Propagierung einer "Herrenrasse": Die Nationalsozialisten behaupteten, dass die "arische Rasse" allen anderen "Rassen" überlegen sei. Antisemitismus: Ein zentraler Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie war der Hass auf Juden, der schließlich im Holocaust gipfelte. „Lebensraum"-Ideologie: Die Nationalsozialisten strebten nach der Eroberung von neuem "Lebensraum" im Osten Europas für die "arische Rasse". „Volksgemeinschaft": Die Nationalsozialisten propagierten die Idee einer geeinten "Volksgemeinschaft", in der es keine sozialen Unterschiede geben sollte, aber Minderheiten und "Fremde" ausgeschlossen wurden. Führerkult: Adolf Hitler wurde als übermenschlicher Führer verehrt, dem bedingungsloser Gehorsam entgegengebracht werden musste. Führerprinzip: Das Führerprinzip besagte, dass Hitler an der Spitze des Staates stand und alle Entscheidungen traf. Unter ihm gab es eine hierarchische Struktur, in der Befehle von oben nach unten weitergegeben wurden. Führerstaat: Der nationalsozialistische Staat war ein Führerstaat, in dem die Macht zentralisiert war und vom "Führer" ausgeübt wurde. 6. Täter und Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft Täter: Dazu gehörten die Führung der NSDAP, die Mitglieder der SS und SA, Angehörige der Polizei und Justiz sowie viele einfache Bürger, die das Regime unterstützten oder sich daran beteiligten. 12 Opfer: Die größte Opfergruppe waren die Juden, von denen sechs Millionen im Holocaust ermordet wurden. Weitere Opfer waren Sinti und Roma, politische Gegner, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. 7. Neue Qualität des Zweiten Weltkrieges Vernichtungskrieg gegen die UdSSR (ab 1941): Im Gegensatz zu früheren Kriegen war der Angriff auf die Sowjetunion von Anfang an als ein rücksichtsloser Vernichtungskrieg geplant. Ziel war nicht nur die militärische Besiegung, sondern auch die ideologische Auslöschung des "bolschewistischen Systems" und die Ausbeutung der sowjetischen Bevölkerung und Ressourcen. Weltanschauungskrieg: Der Krieg gegen die UdSSR war stark ideologisch geprägt. Die Nationalsozialisten sahen im Kommunismus eine Todfeindschaft und stilisierten den Krieg als einen Kampf zwischen "germanischer Rasse" und "slawischem Untermenschentum". 8. Kriegsverbrechen und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung In den besetzten Gebieten begingen die deutsche Wehrmacht und SS schwere Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Dazu gehörten Massaker, Geiselerschießungen, Zwangsarbeit und die Ausplünderung der besetzten Länder. Auch in Deutschland selbst gab es Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Menschen, die als "Feinde des Regimes" galten. 9. Industrialisierter Massenmord: Holocaust: Die Nationalsozialisten planten und führten einen systematischen und industriellen Massenmord an etwa 6 Mio europäischen Juden durch. Sie wurden in Ghettos zusammengetrieben, deportiert und in Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau ermordet. Dies wird als beispielloser Zivilisationsbruch betrachtet, da staatliche Mittel und moderne Technologien eingesetzt wurden, um eine ganze Bevölkerungsgruppe auszulöschen. Sinti und Roma: Ebenfalls als Völkermord einzustufen ist die Verfolgung und Ermordung von Hunderttausenden Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. Sie wurden aus rassistischen Gründen verfolgt und in Konzentrationslagern ermordet. 10. Verfolgung und Ermordung weiterer Gruppen Homosexuelle: Männer, die als homosexuell galten, wurden verfolgt, verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, wo viele von ihnen starben. Andere stigmatisierte Bevölkerungsgruppen: Dazu gehörten Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, die im Rahmen der "Aktion T4" systematisch ermordet wurden, sowie Zeugen Jehovas und andere religiöse oder politische Minderheiten. „Aktion T4" (ab 1939): Unter dem Deckmantel der "Euthanasie" wurden in dieser Aktion systematisch Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Tötungsanstalten ermordet. 11. Widerstand in Deutschland und in besetzten Gebieten Formen: Der Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime war vielfältig und reichte von der Verbreitung illegaler Flugblätter und der Hilfe für Verfolgte über Sabotageakte bis hin zu militärischen Verschwörungen (wie dem Attentat vom 20. Juli 1944). Motive: Die Motive der Widerstandskämpfer waren unterschiedlich und umfassten moralische und religiöse Überzeugungen, politische Ziele und die Ablehnung der nationalsozialistischen Verbrechen. Ergebnisse: Der Widerstand konnte das nationalsozialistische Regime nicht stürzen, zeigte aber, dass es Menschen gab, die sich dem Terror entgegenstellten und bereit waren, dafür ihr Leben zu riskieren. 12. Zeitgenössische Rechtfertigungen für Handlungsweisen im Krieg Schuld: Nach dem Krieg wurde die Frage der individuellen und kollektiven Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus intensiv diskutiert. „Befehlsnotstand": Viele Täter beriefen sich darauf, Befehle befolgt zu haben und keine andere Wahl gehabt zu haben. Dieser "Befehlsnotstand" wurde jedoch juristisch nur sehr eingeschränkt anerkannt. Zivilcourage: Menschen, die Verfolgten halfen oder sich dem Regime widersetzten, zeigten Zivilcourage und handelten oft unter großer Gefahr für sich selbst. Widerstand: Der aktive Widerstand gegen das Regime wurde von vielen als moralisch geboten angesehen. 13 Kalten Krieg 1. Zeitstrahl 1945 Konferenz in Jalta 1947 Trueman-doktrin 1948 Berlin Blockade 1949 Gründung Nato, BRD, DDR, RGW 1955 Nato Mitglied 1957 EGW 1961 Bau Berliner Mauer 1963 „Heißer Draht“ 1975 KSZE Schlussakte 1947/91 Kalter Krieg 2. Zeitgenössische Rechtfertigungen des Kalten Krieges "Eiserner Vorhang": Beschrieb die undurchlässige politische, ideologische und militärische Grenze, die sich nach dem 2.WK zwischen den von der UdSSR kontrollierten Staaten in Osteuropa und den westlichen Demokratien unter Führung der USA bildete. Es wurde als Schutz vor dem jeweils anderen System dargestellt. Zwei-Lager-Theorie : Die Welt wurde in zwei feindliche Lager eingeteilt: das "sozialistische Lager" unter Führung der Sowjetunion und das "kapitalistische Lager" unter Führung der USA. Beide Seiten sahen das jeweils andere System als bedrohlich und expansionsorientiert an. Truman-Doktrin : US-Präsident Truman verkündete, dass die USA verpflichtet seien, "freie Völker" zu unterstützen, die sich dem "kommunistischen Druck" widersetzten. Blockbildungen: EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, gegründet 1957) und RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, gegründet 1949): Die EWG war ein Zusammenschluss westeuropäischer Staaten zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Integration. Der RGW war eine ähnliche Organisation der sozialistischen Staaten Osteuropas, die von der Sowjetunion dominiert wurde. Beide dienten auch dazu, den Einfluss des jeweils anderen Blocks wirtschaftlich zu begrenzen. NATO (Nordatlantikpakt, gegründet 1949) und Warschauer Pakt (gegründet 1955): Die NATO war ein militärisches Bündnis westlicher Staaten unter Führung der USA, das sich als Verteidigungsbündnis gegen eine mögliche sowjetische Expansion sah. Der Warschauer Pakt war die militärische Antwort der sozialistischen Staaten unter Führung der Sowjetunion auf die NATO. Beide Bündnisse rüsteten auf und stationierten Truppen, um den Einfluss des jeweils anderen militärisch einzudämmen. 3. Die deutsche Teilung Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt, aus denen später die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im Osten entstanden. Die deutsche Teilung war ein zentrales Element der Spaltung Europas, da sie die ideologische und militärische Grenze mitten durch den Kontinent verlaufen ließ und die beiden Blöcke direkt aneinandergrenzten. Berlin, selbst in vier Sektoren geteilt, wurde zum Symbol dieser Spaltung. 4. Systemkonfrontationen Erste Berlin-Krise (1948/49): Die Sowjetunion blockierte die Land- und Wasserwege nach West-Berlin. Die Westmächte reagierten mit einer Luftbrücke, um die West-Berliner Bevölkerung zu versorgen und die Blockade zu überwinden. Zweite Berlin-Krise (1958-1961): Die Sowjetunion forderte den Abzug der Westmächte aus Berlin. Die Krise eskalierte und führte schließlich zum Bau der Berliner Mauer im August 1961, die die Teilung Deutschlands und Europas zementierte. Kuba-Krise (1962): Die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf Kuba führte zu einer extremen Zuspitzung der Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion. Die Welt stand kurz vor einem Atomkrieg, bevor die Sowjetunion unter dem Druck der USA einlenkte und die Raketen abzog. Diese Krise zeigte die immense Gefahr des Kalten Krieges. 5. Neue Ostpolitik (ab Ende der 1960er Jahre) Ursachen 14 Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) erkannte an, dass die Teilung Deutschlands und Europas Realität war und sich in absehbarer Zeit nicht ändern würde. Es gab ein wachsendes Bedürfnis nach Entspannung und friedlicher Koexistenz zwischen Ost und West. Die sozialliberale Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt war bereit, neue Wege in der Außenpolitik zu gehen. Folgen und Bedeutung: Moskauer Vertrag (1970):Die BRD und die Sowjetunion erkannten die bestehenden Grenzen und verzichteten auf Gebietsansprüche. Dies war ein wichtiger Schritt zur Entspannung. Viermächteabkommen über Berlin (1971): Dieses Abkommen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion verbesserte die Situation für die Menschen in West-Berlin und erleichterte den Transitverkehr. Grundlagenvertrag mit der DDR (1972): Die BRD und die DDR erkannten sich gegenseitig als zwei souveräne Staaten an. Dies ermöglichte eine begrenzte Zusammenarbeit und menschliche Kontakte. Die Neue Ostpolitik trug maßgeblich zu einer friedlicheren Atmosphäre in Europa bei und schuf die Grundlage für weitere Entspannungsschritte. 6. KSZE-Schlussakte von Helsinki (1975) Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) verabschiedete eine Schlussakte, die verschiedene Bereiche umfasste: Anerkennung der Unverletzlichkeit der Grenzen, der territorialen Integrität der Staaten und der friedlichen Streitbeilegung. Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, Erleichterung des Personen- und Informationsaustauschs. Folgen: Die Schlussakte war zwar nicht völkerrechtlich bindend, hatte aber wichtige Folgen: Sie trug zur Stärkung der Bürgerrechtsbewegungen in den sozialistischen Staaten bei, die sich auf die in der Akte genannten Prinzipien beriefen. 7. Hochrüstung und Friedensbewegung in Europa in den 1980er Jahren Hochrüstung: In den 1980er Jahren intensivierte sich das Wettrüsten zwischen NATO und Warschauer Pakt, insbesondere im Bereich der atomaren Mittelstreckenwaffen. Friedensbewegung: Als Reaktion auf die Hochrüstung entstand in vielen Ländern Europas eine breite Friedensbewegung, die gegen die atomare Bedrohung demonstrierte und Abrüstung forderte. 8. Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems und Ende der Nachkriegsordnung (um 1989/90) Ursachen: Wirtschaftliche Probleme: Die sozialistischen Staaten hatten mit zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und einem sinkenden Lebensstandard zu kämpfen. Reformbewegungen: In einigen Ländern (z.B. unter Gorbatschow in der Sowjetunion mit "Glasnost" und "Perestroika") gab es Reformbemühungen, die aber oft unbeabsichtigte Folgen hatten. Wunsch nach Freiheit: Viele Menschen in den sozialistischen Staaten sehnten sich nach mehr Freiheit und Demokratie. Fall der Berliner Mauer (1989): Dieses symbolische Ereignis markierte den Beginn des Zusammenbruchs des sozialistischen Systems in Osteuropa. Folgen: Auflösung des Warschauer Pakts Wiedervereinigung Deutschlands (1990) Unabhängigkeit zahlreicher Staaten in Osteuropa Ende des Kalten Krieges und der bipolaren Weltordnung