BuJ - Teil 1 - Einführung in das betriebliche Rechnungswesen PDF
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Universität Osnabrück
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This document is a set of lecture notes on business accounting and financial reporting for students at the University of Osnabrück. The topics include introduction to business accounting, double-entry bookkeeping, accounting principles, financial statements analysis, and exercises.
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Bilanzen und Jahresabschluss Wirtschaftswissenschaftliche Zusatzausbildung im Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 1 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemö...
Bilanzen und Jahresabschluss Wirtschaftswissenschaftliche Zusatzausbildung im Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 1 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 2 Zur Person Dr. Dirk Moldenhauer Partner, Rechtsanwalt, Steuerberater, Fachanwalt für Steuerrecht Werdegang ▪ Seit Januar 2020: PKF WMS Rechtsanwälte GmbH & Co. KG, Osnabrück ▪ 2018 - 2019: Dr. Klein, Dr. Mönstermann + Partner mbB, Osnabrück ▪ 2015 - 2018: Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, Düsseldorf ▪ Seit 2016 als Lehrbeauftragter der Universität Osnabrück tätig Tätigkeitsschwerpunkte ▪ Unternehmenssteuerecht (M&A-Transaktionen, Umwandlungssteuerrecht, steuerliche Optimierung von Unternehmensrestrukturierungen) ▪ Besteuerung von Personengesellschaften ▪ Verfahren vor den Finanzgerichten und dem Bundesfinanzhof 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 3 Kontakt 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 4 Inhaltsübersicht ▪ Teil 1 Einführung in das betriebliche Rechnungswesen ▪ Teil 2 System der doppelten Buchführung ▪ Teil 3 Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, Bilanzierung nach Handelsrecht ▪ Teil 4 Abschlussanalyse und Bilanzpolitik ▪ Teil 5 Übungen 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 5 Voraussichtlicher Zeitplan 07.11.2024 Teil 1 Prof. Dr. Rutemöller 18:00 – 21:00 Uhr Einführung / Buchführung 05.12.2024 Teil 2 Dr. Moldenhauer 18:00 – 21:00 Uhr Buchführungspflichten / GoB Teil 3 Bilanzierung 09.01.2025 Teil 3 Dr. Moldenhauer 18:00 – 19:30 Uhr Bilanzierung 23.01.2025 Teil 4 Prof. Dr. Rutemöller 18:00 – 21:00 Uhr Abschlussanalyse und Bilanzpolitik Teil 5 Übungen (1/2) 06.02.2025 Teil 5 Dr. Moldenhauer 18:00 – 19:30 Uhr Übungen (2/2) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 6 Literaturempfehlungen ▪ Meyer/Thiele: Bilanzierung nach Handels- und Steuerrecht: unter Einschluss der Konzernrechnungslegung und der internationalen Rechnungslegung, NWB Verlag, 33. Auflage 2024 (€ 34) ▪ Bilke/Heining/Mann: Lehrbuch Buchführung und Bilanzsteuerrecht, NWB Verlag, 13. Auflage 2021 (€ 48) ▪ Koltermann: Fallsammlung Bilanzsteuerrecht, NWB Verlag, 20. Auflage, 2022 (€ 40) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 7 Klausurhinweise ▪ Dauer der Klausur: 60 Minuten ▪ Inhalt ca. 10 Aufgaben Einzelfragen und kurze Sachverhalte Nur stichwortartige Lösungen ▪ Gesetze HGB Stand: 2023 oder aktueller ▪ Sonstiges Taschenrechner! Personalausweis u. Studentenausweis Ausgefülltes Klausurendeckblatt Tacker/Hefter 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 8 Ausgewählte Gesetzestexte 10,90 € 11,40 € 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 9 TEIL 1 Einführung in das betriebliche Rechnungswesen 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 10 Buchführung / Bilanzen Rechtswissenschaften Anknüpfungsbereiche für Studierende der Rechtswissenschaften? 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 11 Eßlinger Zeitung vom 20.10.2018 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 12 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 13 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 14 Anknüpfungsbereiche für Studierende der Rechtswissenschaften 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 15 Wichtige Rechnungslegungsvorschriften ▪ HGB: Vorschriften für alle Kaufleute (§§ 1 ff., 238 ff.) ▪ GmbHG: Sondervorschriften für die GmbH (§§ 5a, 41 ff.) ▪ AktG: Sondervorschriften für die AG, KGaA (§§ 150 ff.) ▪ PublG: Sondervorschriften für große Untern. (§§ 1 ff.) Ergänzende Vorschriften: ▪ KapG/ bestimmte PersG: §§ 264 ff. HGB ▪ Eingetragene Genossenschaften: §§ 336 ff. HGB ▪ Kredit- und Finanzinstitute: §§ 340 ff. HGB ▪ Versicherungen und Pensionsfonds: §§ 341 ff. HGB 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 16 Institutionen der Rechnungslegung ▪ Europäische Union ▪ Nationaler Gesetzgeber ▪ International Accounting Standards Board (IASB) ▪ Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) ▪ Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) und Wirtschaftsprüferkammer (WPK) ▪ Bundessteuerberaterkammer (BStBK) ▪ Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) ▪ Finanzverwaltung ▪ Gerichtsbarkeit (insb. Finanzgerichte und BFH) ▪ Sonstige 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 17 Buchführung als Teilbereich des betrieblichen Rechnungswesens Buchführung = planmäßige, lückenlose, zeitlich und sachlich geordnete Aufzeichnung aller Geschäftsvorfälle eines Unternehmens mit ihrem wesentlichen Inhalt und ihrem Geldwert mit Hilfe von Belegen ▪ Aufgaben der Buchführung: Selbstinformation des Unternehmers Rechenschaftslegung gegenüber Kapitalgebern Gläubigerschutz Nachweis der Besteuerungsgrundlagen Beweismittel 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 18 Buchführungssysteme ▪ Einfache Buchführung Einfache Buchung auf Bestandskonten (Zu- und Abgänge in chronologischer Reihenfolge) Anwendungsgebiet: Kleingewerbetreibende, Handwerker, Angehörige der freien Berufe Keine Bilanz, keine Gewinn- und Verlustrechnung Erfolgsermittlung durch Gegenüberstellung von Anfangs- und Endbeständen (Anfangs- und Endvermögen) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 19 ▪ Doppelte Buchführung („Doppik“) jeder Geschäftsvorfall erzeugt eine Veränderung auf zwei Konten (Konto und Gegenkonto) Anwendungsgebiet: kaufmännische Unternehmen, Wirtschaftsbetriebe der öffentlichen Hand (Stadtwerke, Abfallbeseitigung, Transportgesellschaften) Interpretation sämtlicher Geschäftsfälle als „Tauschakt“ Zweiseitige Wertbewegung auf Bestandskonten (Vermögen, Kapital) und Erfolgskonten (Aufwendungen, Erträge) Ende des Geschäftsjahres: Verdichtung aller Konten zur Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 20 Inventur, Inventar und Bilanz ▪ Inventur 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 21 Inventur, Inventar und Bilanz ▪ Inventur Mengen- und wertmäßige Erfassung aller Vermögensgegenstände und Schulden (Wirtschaftsgüter), §§ 240, 241 HGB (§§ 140, 141 AO) Grundsätzlich körperliche Bestandsaufnahme (Zählen, Messen, Wiegen) Buchinventur (mit Hilfe von Belegen und buchhalterischen Aufzeichnungen), falls nicht körperlich vorhanden (z.B. Forderungen, Schulden) Zwingend jährlich durchzuführen für Objekte mit hoher Fluktuation (insbesondere Umlaufvermögen) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 22 ▪ Inventurgrundsätze Vollständigkeit: die Bestände sämtlicher Vermögensgegenstände und Schulden, die in die Bilanz aufzunehmen sind, sind im Inventar zu erfassen Richtigkeit: die zu erfassenden Bestandspositionen sind nach Art und Menge zutreffend festzustellen →eindeutige Identifizierung und Erfassung sämtlicher Informationen, die für die Bewertung dieser Bestände notwendig sind Einzelerfassung: Bestände sind nach Art und Menge und Beschaffenheit einzeln zu erfassen. Ausnahmen: Festwertbewertung und Gruppenbewertung (§ 240 Abs. 3 und 4 HGB) Nachprüfbarkeit: Bestandsaufnahme und deren Ergebnis sind zu dokumentieren und aufzubewahren 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 23 ▪ Inventurverfahren nach dem Zeitpunkt der Inventur: - Stichtagsinventur (am Bilanzstichtag) - ausgeweitete Stichtagsinventur (+/- 10 Tage) - vor- oder nachgelagerte Stichtagsinventur (§ 241 Abs. 3 HGB, -3 bzw. +2 Monate) - permanente Inventur (§ 241 Abs. 2 HGB) nach dem Umfang der Inventur: - vollständige Inventur - Stichprobeninventur (§ 241 Abs. 1 HGB) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 24 ▪ Inventar Bestandsverzeichnis aller Vermögensgegenstände und Schulden eines Kaufmanns nach Art, Menge und Wert (§ 240 HGB) Aufstellung zu Beginn des Handelsgewerbes und zum Ende eines jeden Geschäftsjahres (§ 242 Abs. 1 HGB) Staffelform, keine weitergehende Gliederungsvorschrift; in der Praxis jedoch Untergliederung - des Vermögens nach Liquidität in Anlage- und Umlaufvermögen und - der Schulden nach Fälligkeit in lang- und kurzfristige Schulden 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 25 Beispiel Inventar Inventar am 31.12.2022 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 26 Jahresabschluss ▪ Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses: verpflichtend für alle Bilanz (§ 242 Abs. 3 HGB) Kaufleute: Einzelkaufleute (EU), GuV (§ 242 Abs. 3 HGB) Personenhandels- gesellschaften (PersHG), Kapitalgesellschaften (KapG), Eingetragene Genossenschaften (eG) Anhang (§§ 264 Abs. 1 Satz 1, 264a-c HGB) verpflichtend nur für: KapG, eG, bestimmte PersHG (KapCoG) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 27 ▪ Bilanz Griechisch „bilanx“ = „zwei Waagschalen“ / Gleichgewicht Kurz gefasste Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital an einem bestimmten Stichtag in Kontoform Aufstellung zu Beginn des Handelsgewerbes (= Eröffnungsbilanz) und zum Ende eines jeden Geschäftsjahres (= Bilanz) (§ 242 Abs. 1 HGB) Inhalt (§ 247 Abs. 1 HGB) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 28 Vermögen / Schulden eines fiktiven Studierenden Fahrrad Bafög-Darlehen Auto Bankdarlehen Wohnungseinrichtung Stromrechnung (Fach-)Literatur Mietzahlung Ausbildung Mietrückstand Besondere Kenntnisse Nebenkostenabrechnung Bargeld Telefonrechnung Bankguthaben Bafög-Anspruch Wertpapierdepot Zins-, Dividendenansprüche 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 29 Bilanzgliederungsschema nach § 266 HGB für bestimmte PersG und KapG Aktivseite Passivseite A. Anlagevermögen A. Eigenkapital I. Immaterielle Vermögensgegenstände I. Gezeichnetes Kapital II. Sachanlagen II. Kapitalrücklagen III. Finanzanlagen III. Gewinnrücklagen B. Umlaufvermögen IV. Gewinnvortrag/Verlustvortrag I. Vorräte V. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag II. Forderungen u. sonstige VG III. Wertpapiere B. Rückstellungen IV. Kassenbestand, Bankguthaben C. Verbindlichkeiten C. Rechnungsabgrenzungsposten D. Rechnungsabgrenzungsposten D. Aktive latente Steuern E. Passive latente Steuern E. Ggf. „negatives Eigenkapital“ Summe Summe 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 30 Beispiel HGB-Bilanz 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 31 ▪ Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) Periodenerfolgsrechnung des Unternehmens: Gegenüberstellung von „Aufwendungen“ und „Erträgen“ (§ 242 Abs. 2 HGB) Aufstellung nur zum Schluss eines Geschäftsjahres ohne „doppelte Buchführung“ nicht möglich Gliederungsschema (§ 275 HGB) 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 32 Gewinn- und Verlustrechnung 1. Umsatzerlöse 35.000.000,00 € 2. Erhöhung des Bestandes an Erzeugnissen 200.000,00 € 3. Sonstige betriebliche Erträge 35.000,00 € 4. Materialaufwand 20.000.000,00 € 5. Personalaufwand 7.200.000,00 € 6. Abschreibungen 940.000,00 € 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 7.000.000,00 € 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 10.000,00 € 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 70.000,00 € 10.Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftsfähigkeit 35.000,00 € 11.Sonstige Steuern 20.000,00 € 12.Jahresüberschuss 15.000,00 € 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 33 ▪ Adressaten des Jahresabschlusses Eigentümer Unternehmensleitung / Management Überwachungsorgane Problem: (Aufsichtsrat, Beirat) Teilweise stark Belegschaft divergierende Fremdkapitalgeber / Gläubiger Interessen Lieferanten und damit Kunden unterschiedliche Informations- und Wettbewerber Schutzbedürfnisse Fiskus Behörden Interessierte Öffentlichkeit 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 34 ▪ Funktionen des handelsrechtlichen Jahres- abschlusses Informationsfunktion Dokumentationsfunktion Zahlungsbemessungsfunktion (Ausschüttungs- und Steuerbemessung) => Gläubigerschutz und Vorsicht 05.11.2024 Dr. Dirk Moldenhauer / Dr. Michael Rutemöller Seite 35