Technik und Ethik: Eine Einführung

Welt der Technik und Ethik

• Technik umfasst zielgerichtete Handlungen zur Herstellung von Dingen oder zur Lösung von Problemen.
• Technik kann weit gefasst sein (jede zweckdienliche Handlung) oder enger (von Menschen hergestellte Werkzeuge, Maschinen, Systeme).
• Ziel der Technik ist es, Arbeit zu erleichtern, Aufgaben schneller zu erledigen und Zeit für kreative und persönliche Entwicklung zu schaffen.
• Der technisch-naturwissenschaftliche Zugang zur Realität betont das "Wie?" und verwendet exakte, oft mathematische Modelle.
• Das Ziel dabei ist, Probleme effizient zu lösen und die Welt messbar und kontrollierbar zu machen.
• Der ethisch-wertwissenschaftliche Zugang zur Realität konzentriert sich auf das "Warum?" bzw. "Wozu?".
• Es geht um den Sinn und die moralische Bewertung von Handlungen sowie um die Frage, ob technische Lösungen gerecht sind und zum Wohl aller beitragen.

Technische Revolutionen im Laufe der Zeit

• In der Antike wurde körperliche Arbeit oft geringgeschätzt, während das Geistige im Vordergrund stand.
• Im Mittelalter und in der Renaissance wurde der Mensch als "Mitschöpfer" betrachtet, der aktiv die Welt gestaltet.
• Im Industriezeitalter übernehmen Maschinen viele Aufgaben, was zu einer Entlastung des Menschen führt.
• Technik wird genutzt, um schwere oder repetitive Aufgaben zu übernehmen und den Menschen zu entlasten.
• Die Erfindung der mechanischen Uhr machte Zeit messbar und strukturierte den Alltag.
• Die Uhr ist ein Modell, in dem alles seinen Platz und seine Zeit hat, was sich in Computern widerspiegelt, die komplexe Vorgänge steuern.

Technik verstanden als...

• Es gibt drei Hauptgruppen von Techniktheorien: Technik als neutrales Werkzeug, Technik mit eigener Dynamik und Technik in Wechselwirkung mit der Gesellschaft.
• Technik als neutrales Werkzeug wird als Hilfsmittel betrachtet.
• Technik mit eigener Dynamik beinhaltet das Heilsversprechen, dass Technik den Menschen befreit und das Leben verbessert.
• Eine apokalyptische Sicht warnt davor, dass Technik gefährlich werden kann, wenn sie außer Kontrolle gerät.
• Technik und gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen sich gegenseitig.
• Arnold Gehlen sieht Technik als neutrales Werkzeug, dessen Wert vom Menschen abhängt.
• McLuhan glaubt, dass Medien und Technik den Menschen erweitern und verbinden.
• Flusser sieht in Technik neue kreative Kommunikationsmöglichkeiten.
• Kurzweil erwartet, dass Maschinen bald so intelligent werden, dass sie viele Probleme lösen können.
• Es wird erwartet, dass Technik den Menschen von lästigen Aufgaben befreit und die Lebensqualität verbessert.
• McLuhan betrachtet technische Medien als Erweiterungen unseres Körpers.
• "The medium is the message" besagt, dass nicht nur der Inhalt, sondern auch das Medium unser Denken und unsere Gesellschaft prägt.
• McLuhan stellt sich eine Welt vor, in der alle Menschen durch Technik verbunden sind.
• Kurzweil sieht den technischen Fortschritt als natürlichen Schritt in der menschlichen Evolution.
• Maschinen könnten intelligenter sein als Menschen, was er als Singularität bezeichnet.
• Günther Anders warnt davor, dass moderne Technologien wie Atomwaffen die Menschheit bedrohen, und Hans Jonas befürchtet, dass Technik so mächtig wird, dass der Mensch die Kontrolle verliert.

Techniktheorie von Hans Jonas

• Jonas beschreibt drei Machtstufen: der Mensch beherrscht die Natur, der Mensch beherrscht die von ihm geschaffenen technischen Mittel, und die Technik kann so mächtig werden, dass sie den Menschen übertrifft.
• Jonas fordert, dass der Mensch immer auch über die Folgen seiner technischen Entwicklungen nachdenken muss.
• Technik und Gesellschaft beeinflussen sich gegenseitig. Technik bietet Chancen, muss aber verantwortungsvoll gesteuert werden.
• Eine Herausforderung besteht darin, dass menschenähnliche technische Systeme uns dazu bringen, deren Aussagen unkritisch zu übernehmen.

Gesetze nach Asimov

• Die drei Gesetze der Robotik nach Asimov: Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen, muss Befehle befolgen und seine eigene Existenz schützen.
• Diese Gesetze bieten einen Rahmen, können aber in komplexen Situationen unzureichend sein.
• Jared Diamond nennt Umweltzerstörung, Klimaveränderungen, schlechtes politisches Management und soziale Ungleichheiten als Ursachen für das Scheitern von Gesellschaften.

Wer ist der Mensch?

• Ein vollständiges Menschenbild umfasst Körper, Geist, Vernunft und Emotionen, Individualität und Sozialität sowie Natur und Kultur.
• Mimesis bedeutet Nachahmung, was positiv für das Lernen voneinander sein kann, aber auch zu Gruppenzwang führen kann.
• Universelle Probleme wie Sterblichkeit, Krankheiten, Armut, Umweltprobleme und Konflikte sollen mit Technik gelöst werden.
• Technik ist nützlich, darf aber nicht als Allheilmittel gelten. Ethische und soziale Konsequenzen müssen bedacht werden.

Ethische Einzelfragen

• Ethische Verantwortung prüft, ob eine Handlung zu einem guten Leben beiträgt (Sinnkriterium) und ob die Entscheidung gerecht und fair ist (Legitimitätskriterium).
• Jürgen Habermas' Modell diskursiver Entscheidungsfindung besagt, dass alle Betroffenen in einem offenen Gespräch ihre Meinung äußern sollen, wobei nur sachliche Argumente zählen.
• Vorzugsregeln für ethisch schwierige Entscheidungen umfassen die Problemregel (keine neuen Probleme), die Beweislastregel (Sicherheit muss nachgewiesen werden) und die Gemeinwohlregel (Vorrang des Gemeinwohls).
• Verantwortungsträger für ethische Entscheidungen sind Forscher, Institutionen, Unternehmen, Hochschulen, Gesetzgeber, Ethikkommissionen und die Zivilgesellschaft.
• Ethikcodices geben Richtlinien für verantwortungsvolles Handeln und stärken das Vertrauen in die Technik, sind aber oft freiwillig und schwer durchzusetzen.

Künstliche Intelligenz

• UNESCO-Empfehlungen von 2021 betonen, dass KI ausschließlich zum Wohle der Menschen und der Umwelt eingesetzt werden soll, mit kontinuierlicher Überwachung und Bewertung zur Risikominimierung sowie Datenschutz, Chancengleichheit und fairer Datennutzung.
• Der Artificial Intelligence Act der EU unterteilt KI-Anwendungen in Risikogruppen: unannehmbares, hohes, begrenztes und minimales Risiko.
• Schwache KI ist auf spezielle Aufgaben beschränkt, während starke KI eine allseitig denkende KI wäre.
• Chancen der KI liegen in verbesserter Effizienz und Unterstützung kreativer Prozesse, Gefahren in fehlerhaften Entscheidungen, Vorurteilen in den Daten und dem Risiko eines Kontrollverlusts.

Weitere Einzelthemen

• Soziale Medien können den demokratischen Diskurs fördern, aber auch zu Echokammern und Falschinformationen führen.
• Digital Divide beschreibt die Kluft zwischen Menschen mit und ohne Zugang zu Technologie, was zu schlechteren Bildungschancen und wirtschaftlicher/sozialer Ausgrenzung führt.
• Der Digital Access Index misst den Zugang zu Infrastruktur, bezahlbarem Internet und digitalen Kompetenzen.
• Digitalisierung verändert unsere Selbstwahrnehmung, indem wir uns mehr über Online-Profile und virtuelle Interaktionen definieren. Es gäbe einerseits Chancen, aber auch Nachteilen.
• Technik und Ethik sind eng verknüpft. Technik erleichtert die Arbeit und verbessert unser Leben. Jedoch sollen ethische Überlegungen zur Anwendung kommen.

Die Lektion behandelt die Definition und den Zweck von Technik, wobei sowohl breite als auch enge Definitionen betrachtet werden. Weiterhin werden der technisch-naturwissenschaftliche und der ethisch-wertwissenschaftliche Zugang zur Realität gegenübergestellt. Es wird auf die Bedeutung von Sinn, moralischer Bewertung und Gerechtigkeit bei technischen Lösungen eingegangen.