2 Geschichte der Sportpädagogik

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Questions and Answers

Was bedeutet der Begriff 'Kalokagathia' im Kontext des antiken Griechenlands?

  • Ein Ideal der Einheit von körperlicher Schönheit und moralischer Vortrefflichkeit. (correct)
  • Die Förderung von Wettbewerb und sportlicher Leistung.
  • Die Betonung militärischer Stärke und Disziplin.
  • Ein System der Leibeserziehung, das ausschließlich auf die Ausbildung von Kriegern ausgerichtet war.

Im Mittelalter spielten Leibesübungen eine bedeutende Rolle in der Erziehung.

False (B)

Nennen Sie zwei Formen von Leibesübungen, die im Mittelalter zur Erlangung kriegerischer Fähigkeiten dienten.

Reiten, Schwimmen

Krüger (2019) spricht von einer '______ körperlicher Erziehung', wenn er die Vorläufer des Sports beschreibt.

<p>Universalität</p>
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Welche der folgenden Aussagen charakterisiert am besten die 'Universalität körperlicher Erziehung' nach Krüger?

<p>Die körperliche Ausbildung von Heranwachsenden als notwendige Voraussetzung für ihre Rolle in der Gesellschaft. (A)</p>
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In der Aufklärung wurde die Kindheit nicht als eigenständige Lebensphase betrachtet.

<p>False (B)</p>
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Welche Bedeutung hatte die Leibeserziehung in der Zeit der Aufklärung?

<p>Notwendiger Bestandteil der Allgemeinerziehung</p>
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Die Reformbewegung der ______ hatte das Ziel, Kinder zu 'Menschenfreunden' zu erziehen.

<p>Philanthropen</p>
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Welche der folgenden Personen gilt als ein wichtiger Wegbereiter der Aufklärung und der Französischen Revolution?

<p>Jean-Jacques Rousseau (B)</p>
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Rousseau befürwortete eine Erziehung mit strengen Regeln und Vorschriften.

<p>False (B)</p>
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Nennen Sie ein Hauptwerk von Jean-Jacques Rousseau, das sich mit dem Thema Erziehung auseinandersetzt.

<p>Émile oder über die Erziehung</p>
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Rousseau forderte eine Rückkehr zur ______ in der Erziehung, um die natürliche Entwicklung des Kindes zu fördern.

<p>Natur</p>
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Was war das Hauptziel der philanthropischen Erziehung im Bezug auf Rousseaus Ideen?

<p>Eine Verlagerung der Akzente von Rousseaus Bildungsideal zum Brauchbaren und Nützlichen. (A)</p>
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GutsMuths war ein Anhänger der rein theoretischen Erziehung ohne körperliche Betätigung.

<p>False (B)</p>
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Wie hieß das erste systematische Lehrbuch der Gymnastik, das von GutsMuths verfasst wurde?

<p>Gymnastik für die Jugend</p>
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Eine der von GutsMuths beschriebenen Übungen war der '______' als Übung zur Geschicklichkeit.

<p>Fußkuss</p>
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Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten den Unterschied zwischen Rousseaus und dem Ansatz der Philanthropen?

<p>Rousseau betonte die natürliche Entfaltung, während die Philanthropen eine stärkere Methodisierung und Nützlichkeit anstrebten. (D)</p>
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Friedrich Ludwig Jahn befürwortete eine unpolitische Turnbewegung.

<p>False (B)</p>
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Wie wird Friedrich Ludwig Jahn oft genannt?

<p>Turnvater Jahn</p>
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Jahn sah die Turnbewegung als eine wesentliche Stütze der gesamten ______.

<p>Nationalbewegung</p>
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Welches Ziel verfolgte Friedrich Ludwig Jahn mit seiner Turnbewegung?

<p>Die Schaffung eines starken und geeinten Deutschlands durch körperliche Ertüchtigung und nationale Erziehung. (A)</p>
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Adolf Spieß konzentrierte sich bei der Entwicklung des Schulturnens auf 'aufrührerische Elemente'.

<p>False (B)</p>
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Welche Art von Übungen standen im Zentrum von Adolf Spieß' Konzeption des Schulturnens?

<p>Frei- und Ordnungsübungen</p>
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Adolfs Spieß' Konzeption des Schulturnens war ______, anstrengend, zur Kräftigung und Körperbeherrschung.

<p>ohne Geräte</p>
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Was kennzeichnete die Leibeserziehung in der Weimarer Republik (1919-1933)?

<p>Bedeutende Impulse für die reformpädagogische Umgestaltung durch die Jugendbewegung. (A)</p>
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Die nationalsozialistische Leibeserziehung legte keinen Wert auf Körperkontakt und Selbstüberwindung.

<p>False (B)</p>
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Nennen Sie ein Beispiel für eine Sportart, die im nationalsozialistischen Deutschland gefördert wurde, um den 'kämpferischen Körperkontakt' zu schulen.

<p>Handball</p>
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Im Gegensatz zur Reformpädagogik setzte die nationalsozialistische Leibeserziehung anstelle von Natürlichkeit auf ______.

<p>Rasse</p>
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Welches Ziel verfolgte die Sportausbildung in der DDR hauptsächlich?

<p>Die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit als 'Gesinnungsfach'. (C)</p>
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In der Bundesrepublik Deutschland direkt nach 1945 wurde der Sport als politisch neutral angesehen.

<p>True (A)</p>
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Wie hieß einer der wichtigsten Theoretiker der Leibeserziehung in der Bundesrepublik Deutschland?

<p>Ommo Grupe</p>
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In der Bundesrepublik wurde die Leibeserziehung durch die Frage nach dem ______ Wert der Leibeserziehung philosophisch fundiert.

<p>bildenden</p>
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Was war ein wesentlicher Unterschied in der Entwicklung der Körpererziehung in der DDR und der BRD nach 1945?

<p>Die DDR diente dem sozialistischen Staat, während die BRD versuchte, Leibeserziehung und Sport demokratisch neu zu legitimieren. (A)</p>
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Ordnen Sie die folgenden Sportpädagogen ihren jeweiligen Schwerpunkten zu:

<p>Jean-Jacques Rousseau = Natürliche Erziehung und freie Entfaltung des Kindes Johann Christoph Friedrich GutsMuths = Systematische Leibesübungen und 'Gymnastik für die Jugend' Friedrich Ludwig Jahn = Turnbewegung zur Stärkung der nationalen Identität Adolf Spieß = Formale Übungen und Institutionalisierung des Schulturnens.</p>
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Welche der folgenden Aussagen beschreibt einen Trend der Sportpädagogik seit den 1990er Jahren?

<p>Eine stärkere Fokussierung auf bildungstheoretische Perspektiven. (A)</p>
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Was ist die Pädagogik im Verhältnis von Sportpädagogik und Sportdidaktik?

<p>Die Frage nach dem Sinn/Ziel und der Begründung sportlichen Handelns. (D)</p>
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Was ist die Didaktik im Verhältnis von Sportpädagogik und Sportdidaktik?

<p>Die Auswahl der konkreten Inhalte für den Sportunterricht. (B)</p>
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Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten das Konzept der Kalokagathia im Kontext des antiken Griechenlands?

<p>Ein Ideal der harmonischen Entwicklung von Körper und Geist, wobei sowohl körperliche Schönheit als auch moralische Exzellenz angestrebt werden. (C)</p>
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Im Mittelalter spielten Leibesübungen eine zentrale Rolle in der formalen Erziehung, vergleichbar mit ihrer Bedeutung in der Antike.

<p>False (B)</p>
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Nennen Sie zwei spezifische Beispiele für ritterliche Leibesübungen im Mittelalter, die dem Erwerb kriegerischer Fähigkeiten dienten.

<p>Reiten, Bogenschießen</p>
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Jean-Jacques Rousseau forderte eine Rückkehr zur ______, wobei die natürliche Entwicklung des Kindes im Vordergrund stehen sollte.

<p>Natur</p>
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Was war das Hauptziel der philanthropischen Erziehung im Bereich der Leibesübungen?

<p>Die Entwicklung einer vielseitigen, vernünftig-natürlichen Volkserziehung. (C)</p>
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Ordnen Sie die folgenden Personen ihren jeweiligen Beiträgen zur Entwicklung der Leibeserziehung und Sportpädagogik zu:

<p>Jean-Jacques Rousseau = Betonung der natürlichen Erziehung und der Rückkehr zur Natur. GutsMuths = Systematisierung der Gymnastik als Erziehungsmittel. Friedrich Ludwig Jahn = Gründung der deutschen Turnbewegung und Förderung der Nationalerziehung. Adolf Spieß = Entwicklung eines durchorganisierten Systems von Turn- und Gymnastikübungen im Schulturnen.</p>
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Friedrich Ludwig Jahn befürwortete die Turnsperre und arbeitete eng mit den staatlichen Kontrollbehörden zusammen, um die Turnbewegung zu fördern.

<p>False (B)</p>
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Welches Konzept stand im Mittelpunkt der nationalsozialistischen Leibeserziehung?

<p>Die körperliche Ertüchtigung im Dienst der politischen Ideologie und des Staates. (D)</p>
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In der DDR diente der Schulsport als ______, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern und sportliche Talente zu sichten.

<p>Gesinnungsfach</p>
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Nennen Sie ein zentrales Ziel der Leibeserziehung in der BRD nach 1945.

<p>Demokratische Neulegitimierung</p>
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Flashcards

Kalokagathia

Ideal der Einheit von körperlicher und geistiger Bildung im antiken Griechenland.

Leibesübungen im Mittelalter

Leibesübungen spielten im Mittelalter keine große Rolle in der Erziehung. Es gab aber volkstümliche und ritterliche Leibesübungen.

Universalität körperlicher Erziehung

Körperliche Ausbildung von Heranwachsenden ohne pädagogische Zielsetzung.

Jean-Jacques Rousseau

Ein Philosoph, der die Bedeutung der Kindheit und die Rückkehr zur Natur betonte.

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Rousseaus Erziehungsansatz

Rousseau forderte eine Rückkehr zur natürlichen Erziehung und betonte die Selbsttätigkeit des Kindes.

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Philanthropische Erziehung

bezeichnet eine Pädagogik, die auf Vernunft und Natur basiert.

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Johann Christoph Friedrich GutsMuths

Lehrer und Erzieher, der die Gymnastik als Erziehungsmittel sah und systematische Lehrbücher verfasste.

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Fertigkeiten der Philanthropischen Gymnastik

Umfasste Dauerlaufen, Stehen auf einem Bein, Hüpfen, Hängen, Schwimmen, Tragen und Klettern.

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Unterschiede: Rousseau vs. Philanthropen

Die Akzente wurden auf Brauchbares und Nützliches verlagert.

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GutsMuths im Übergang zur Turnbewegung

Er setzte seine Schwerpunkte auf die Vaterlandsverteidigung.

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Friedrich Ludwig Jahn

Er war der "Turnvater" und zentrale Figur der deutschen Turnbewegung.

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Ziele: Turnen

Jahns Ziele der Nationalerziehung.

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Adolf Spieß

Ordnete das Schulturnen und institutionalisierte den Turnlehrerberuf.

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Adolf Spiess Schwerpunkt

Frei- und Ordnungsübungen zur Erhaltung der Volksgesundheit, ohne Geräte

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Säulen der Reformpädagogischen Leibeserziehung

Funktionelle Gymnastik, Natürliches Turnen, Spiel- und Sportbewegung

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Nationalsozialistische Leibeserziehung

Sie entwickelte das völkisch-nationale und antisemitische Denken.

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Körper als Politikum

Leibeserziehung als Kernstück der nationalsozialistischen Erziehung.

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Schulsport in der DDR

Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit.

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Entwicklung in der BRD nach 1945

Versuch zur Legitimation von Leibeserziehung und Sport.

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Körpererziehung in der DDR

Sie bestand aus Körperkult, fehlenden Sportvereinen, Sportgemeinschaften.

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Wiederaufbau des Sport in der BRD

Grundlage war die Sportwissenschaft, Sporthochschule Köln.

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Pädagogik vs. Didaktik

Die Pädagogik fragt nach dem WARUM, die Didaktik aber nach dem WAS.

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Study Notes

Grundlagen der Sportpädagogik

  • Die vorliegende Präsentation thematisiert die Geschichte der Leibeserziehung und der Sportpädagogik.
  • Prof. Dr. Elke Grimminger-Seidensticker vom Department Sport & Gesundheit ist die Urheberin.

Übersicht

  • Anfänge und Vorläufer der Sportpädagogik werden ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. betrachtet.
  • Die Einflüsse der Aufklärung, insbesondere durch Rousseau, werden im 18. Jahrhundert analysiert.
  • Die philanthropische Erziehung durch GutsMuths wird im 19. Jahrhundert betrachtet.
  • Die Weiterentwicklung der Leibeserziehung durch Jahn und Spieß wird untersucht.
  • Die Reformpädagogische und nationalsozialistische Leibeserziehung wird im 20. Jahrhundert beleuchtet.
  • Die Weiterentwicklungen in der DDR und BRD werden vergleichend dargestellt.
  • Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte.

Anfänge und Vorläufer

  • Die Entwicklung der Leibeserziehung begann im antiken Griechenland (ca. 8. Jh. – 4. Jh. v. Chr.).
  • Im antiken Griechenland gab es den Olympischen Penthalon, Schwerathletik und Pferderennen.
  • Körperliche Erziehung war ein wichtiger Bestandteil einer harmonischen Gesamtausbildung.
  • Wettkampf und Leistung spielten im antiken Griechenland eine große Rolle.
  • Das römische Reich (ca. 5. Jh. v. Chr. – 5. Jh. n. Chr.) kann auch als Vorläufer gesehen werden.
  • Im römischen Reich gab es Wagenrennen, Schwimmen, Speerwurf, Ballspiele und Gymnastik.
  • Kampfübungen waren elementarer Teil der militärischen Ausbildung.
  • Gesundheitspflege und Unterhaltung waren von hoher Bedeutung.

Mittelalter und frühe Neuzeit

  • Leibesübungen spielten im Mittelalter (ca. 5. Jh. – 15. Jh.) keine bedeutsame Rolle in der Erziehung.
  • Volkstümliche Leibesübungen dienten dem Spaß und der Unterhaltung (Werfen, Laufen, Springen, Tanzen).
  • Ritterliche Leibesübungen dienten dem Erwerb kriegerischer Eigenschaften (Reiten, Schwimmen, Bogenschießen, Fechten, Laufen).
  • In der frühen Neuzeit (ca. 15. Jh. – 16. Jh.) entwickelten sich bürgerliche Gesellschaft wenige spezielle Bewegungsformen wie Tanzen und Reiten.

Universalität körperlicher Erziehung

  • Krüger (2019, S. 135) spricht von einer „Universalität körperlicher Erziehung".
  • Universelle körperliche Erziehung ist die körperliche Ausbildung von Heranwachsenden als Voraussetzung für gesellschaftliche Rolle.
  • Die Ausbildung der Heranwachsenden fand durch Paidotriben, Gladiatorenschulen, Meister-Lehrlingsverhältnisse statt.

Aufklärung und Kindheit

  • In der Aufklärung begann eine systematische Auseinandersetzung mit Fragen der Erziehung.
  • Die Reformbewegung der Philanthropen zielte darauf ab, Kinder zu „Menschenfreunden“ zu erziehen.
  • Leibeserziehung wurde zu einem notwendigen Bestandteil der Allgemeinerziehung.

Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778)

  • Rousseau war ein Genfer Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge und Komponist.
  • Er gilt als ein Wegbereiter der Aufklärung und der Französischen Revolution.
  • Rousseau entdeckte die Kindheit als eine eigene Lebensphase.
  • Nach Rousseau ist der Mensch von Natur aus gut, wird aber durch Eigentum, Gesellschaft und Zivilisation verdorben.

Jean-Jacques Rousseau: „Emile oder über die Erziehung“ (1762)

  • Rousseau forderte eine Rückkehr zur Natur, inklusive natürliche Erziehung.
  • Fokus auf die Eigentätigkeit und Initiative des Kindes.
  • Eigene sinnliche Erfahrungen sind wichtig.
  • Selbsterziehung durch negative Erziehung.
  • Methode inactive: Kinder ohne Vorschrift zu leiten und durch Nichtstun alles zu tun.
  • Natürliche Mittel zur Kräftigung und Wachstum des Körpers sollen nicht entgegengewirkt werden, Kinder sollten ihren Bewegungsdrang ausleben.
  • "Übt ständig seinen Körper, macht ihn stark und gesund, um ihn weise und vernünftig zu machen."
  • Rousseau sah körperliche Betätigung nicht als Gegensatz sondern in Verbindung zum Geist!

Leiblich-körperliche Erziehung nach Rousseau

  • Körperbildung ist ein Teil der Vernunftbildung.
  • Lernen durch Erfahrung ist wichtiger als reines Wissen.
  • Die Sinnesschulung und -kritik unterstützen die Erfahrung.
  • Urteilsfähigkeit soll durch Handeln erlernt werden.
  • Körper-/Leiblichkeit und Bewegung stellen bei Rousseau ein zentrales Erziehung- und Bildungsmittel dar!

Philanthropische (Leibes-)Erziehung

  • Philanthropische Erziehung verbindet Rousseaus Natürlichkeit mit vernunftgeleiteter Aufklärungspädagogik.
  • Das Ziel ist eine vernünftig-natürliche Volkserziehung.
  • Ziel ist die Perfektionierung des Menschen.
  • Körperliche Erziehung zielt auf Teil der „Menschenbildung" durch körperliche Abhärtung, einfache Lebensführung und Leibesübungen.
  • Einzug in die Schule (z. B. Philanthropine zu Dessau; gegründet 1774).
  • Strenge Methodisierung der Leibeserziehung.
  • Verlagerung der Akzente des Bildungsideals Rousseaus zum Brauchbaren und Nützlichen!

GutsMuths (1759 – 1839)

  • GutsMuths war Lehrer und Erzieher in Schnepfenthal.
  • Gymnastik ist Erziehungsmittel und besteht auf „künstliche Übungen“.
  • Systematisches Lehrbuch (1793): „Gymnastik für die Jugend".
  • Erweiterte Auflage 1804: „Ein Beytrag zur nötigen Verbesserung der körperlichen Erziehung".

Fertigkeiten der Philanthropischen Gymnastik

  • Dauerlaufen, Stehen auf einem Bein (1/2 Stunde), Hüpfen (nach Zeit, um die Wette).
  • Hängen am Querbaum, Schwimmen, Tragen, Klettern an Tauen.

Gegenüberstellung Rousseau vs. Philanthropen

  • Rousseaus Erziehungsziel und die Vorgehensweisen der Philanthropen werden zum grundlegenden Ausgangspunkt der heutigen Sportpädagogik.
Rousseau "versus" Philanthropen
Situation Eigenwert der Kindheit Kindheit als Vorbereitung auf das Erwachsenenleben
Ziel gesellschaftsüberwindend gesellschaftskonform
Schwerpunkt Entfaltung natürlicher Anlagen Erwerb nützlicher Fertigkeiten
Erziehungsstil Individualerziehung institutionelle Erziehung
Zugang formal materiale

Übergang von den Philanthropen zur Turnbewegung

  • GutsMuths (1817) schrieb „Turnbuch für die Söhne des Vaterlandes".
  • Die Turnkunst war nicht länger eine „rein erzieherische Gymnastik“, sondern eine Vorbereitung des Vaterlandsverteidigers.
  • Es ist eine Vorschule der rein kriegerischen Übungen.

Friedrich Ludwig Jahn (1787 – 1852)

  • "Turnvater Jahn" gilt als Gründer der deutschen Turnbewegung.
  • Er schrieb die einflussreichen Schriften „Deutsches Volkstum" (1810) und „Die Deutsche Turnkunst" (1816).
  • Die Turnbewegung soll als wesentliche Stütze der gesamten Nationalbewegung verstanden werden.
  • Jahn betonte die politisch-nationale Komponente von Körperertüchtigung und Turnen.
  • Sein Ziel war ein starkes Deutschland mit freien, selbstbewussten Bürgern.
  • Er gründete die Berliner Hasenheide (1811).
  • Verbot des Turnens wegen umstürzlerischer Bestrebung (Turnsperre 1820-1842).
  • Wiederaufnahme mit Gründung von Turnvereinen unter staatlicher Kontrollen (1842).
  • Jahn verstand das Turnen nicht als Drillort, sondern Ort freier Selbstentfaltung und Selbsttätigkeit.

Politisierung des Turnens nach Jahn

  • Jahns Ziele seiner Nationalerziehung sollten für alle Bevölkerungsschichten offen sein.
  • Verbesserung & Kräftigung der körperlichen Verfassung der deutschen männlichen Jugend für die Befreiung Deutschlands aus der französischen Fremdherrschaft.
  • Befreiung der deutschen Nation aus den Fängen der aristokratischen Regierungen der zahlreichen Fürsten.
  • Förderung selbstbewusster und souveräner Bürger.

Adolf Spieß (1810 – 1858)

  • Spieß veröffentlichte den preußischen Schulturnerlass.
  • Konzeption eines von „aufrührerischen Elementen bereinigten“ Schulturnens (1843).
  • Entwicklung eines durchorganisierten Systems von Turn- und Gymnastikübungen.
  • Einführung von Frei- und Ordnungsübungen zur Erhaltung der Volksgesundheit und der Wehrtüchtigkeit.
  • Spieß führte Übungen ohne Geräte ein, anstrengend, zur Kräftigung und Körperbeherrschung.
  • Etablierung des Schulfaches Turnen war ein erklärtes Ziel.
  • Es gab eine Institutionalisierung des Turnlehrerberufs.
  • Es fehlte an wiss. Ausbildung und wenig Anerkennung

Reformpädagogische Leibeserziehung

  • Die Leibeserziehung und Bewegungskultur der reformpädagogischen Phase im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts basierte auf drei Säulen:
  • Funktionelle und ästhetische deutsche Gymnastikbewegung.
  • Reformiertes „natürliches Turnen“ aus Österreich.
    • Bess Mensendieck (1864–1957), Rudolf Bode (1881 – 1970), Hinrich Medau (1890 – 1974).
  • Spiel- und Sportbewegung aus England.
    • Karl Gaulhofer (1885 – 1941), Margarete Streicher (1891–1985), Erich Harte (1885 – 1955).
    • Pierre Baron du Coubertain (1863-1937).

Übergang zur nationalsozialistischen Leibeserziehung

  • In der Weimarer Republik (1919 – 1933) gab es bedeutende Impulse für die reformpädagogische Umgestaltung der Leibeserziehung an Schulen durch die Jugendbewegung.
  • Die Nationalsozialistische Bestrebungen entwickelten ein „völkisch-nationales", antisemitisches Denken.
  • Es herrschten autoritäre Führer-Gefolgschafts-Strukturen innerhalb der Turnerjugend.

Übergang zur nationalsozialistischen Leibeserziehung

  • Es fand eine Verlagerung von reformpädagogischen zu nationalsozialistischen Werten statt.
  • Die Natürlichkeit der Reformpädagogik wurde durch den Biologismus der NS-Zeit ersetzt.
  • Gefühlserziehung wich dem Irrationalismus.
  • Gemeinschaft wurde durch Volkstum ersetzt.
  • Erlebnispädagogik wich einer politischen Pädagogik.

Nationalsozialistische Leibeserziehung

  • Der Körper wurde zum Politikum.
  • Leibeserziehung war Kernstück nationalsozialistischer Erziehung.
  • Aufwertung des Schulsports und der Fachlehrer (5 Std. / Woche).
  • Inhalte für Jungen: Zweikampfsportarten, vormilitärischer Geländesport, Fußball, Handball.
  • Kämpferischer Körperkontakt und Selbstüberwindung, aber keine spielerischen Elemente.
  • Die politische Leibeserziehung des Nationalsozialismus bot ein Exempel, wie durch ideologische Rezeption erzieherischer Konzepte die Bewegungskultur und Leibeserziehung in den Dienst eines diktatorischen politischen Systems gestellt werden konnte.

Stationen nach 1945

  • Entwicklung in der DDR: Sport und körperliche Erziehung im Dienst des sozialistischen Staates.
  • Entwicklung in der BRD: Versuch, Leibeserziehung und Sport demokratisch neu zu legitimieren und bildungstheoretisch zu begründen.

Körpererziehung in der DDR (1949-1989)

  • Körperkult nach sozialistischem Vorbild der Sowjetunion.
  • Es gab Wiedergründungsverbot von Turn- und Sportvereinen.
  • Zentralisierung und Kollektivierung des Sports.
  • Kommunalsport, Betriebssport- und Schulsportgemeinschaften.
  • Zielsetzung: allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeiten erziehen.
  • Schulsport war als Gesinnungsfach zu sehen: Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit.
  • Einbezug der Schulen in die systematische Sichtung und Förderung sportlicher Talente.
  • Etablierung von Kinder- u. Jugendsportschulen als „Kaderschmieden" des Spitzensports.
  • Bewegungs- und Trainingslehre als zentrale Bezugswissenschaften.

Leibeserziehung in der Bundesrepublik

  • Wiederaufbau des Sport- und Turnvereinswesens unter der Dachorganisation des DSB (1950): Sport ist unpolitisch!
  • Sinn des Sports: körperliche-seelische Gesundheit und soziale Gemeinschaft.
  • Bildungstheoretische Legitimation des Unterrichtsfachs.
  • Theorie der Leibeserziehung: Ommo Grupe (1930-2015).
  • Philosophische Fundierung: Frage nach bildendem Wert von Leibeserziehung.
  • Wissenschaftliche Fundierung: Anerkennung als akademisches Fach.
  • Gründung der Deutschen Sporthochschule Köln (1947): „Wesensart des Sportlehrers ... ein körperlicher, geistiger, moralischer und künstlerischer Beruf“.

Weiterentwicklungen in den 1960er/1970er Jahren

  • Versportlichung der Gesellschaft.
  • Es fand eine Entwicklung und Ausdifferenzierung des Sports statt (Leistungs-, Freizeit- und Breitensport).
  • Schulsport wurde mit einem Doppelauftrag versehen.
  • Die Leibeserzieher wurden Sportlehrer.
  • Die Leibeserziehung wurde als Sportunterricht bezeichnet.
  • Die Theorie der Leibeserziehung wurde der Sportwissenschaft zugeordnet.
  • Somit wurden aus den Instituten für Leibeserziehung Institute für Sportwissenschaft.
  • Die Sportpädagogik wurde Teildisziplin der Sportwissenschaft.
  • Die wissenschaftssystematische Verortung der Sportpädagogik erfolgt durch Philosophie, Sportwissenschaften, allgemeine Pädagogik und Sportdidaktik.
  • Die Sportpädagogik und Sportdidaktik ist ein integrativer Kern der Sportwissenschaft..
  • Die Verhältnisse sind:
    • Pädagogik fragt nach Sinn/Ziel und Begründung (WOZU/WARUM?)
    • Didaktik fragt nach Inhalten (WAS?)
    • Methodik fragt nach Vermittlung (WIE?)

Aufklärung - Romantik - Moderne (Überblick)

  • 1712-1778: Idee von Jean Jacques Rousseau
  • 1770-1890: Philanthropistische Gymnastik/Deutsches Turnen
  • 1890-1933: Reformpädagogische Leibeserziehung
  • 1933-1945: NS-Leibeserziehung
  • DDR (1949-1989) mit Körpererziehung vs. BRD (1949 - 1970) mit Theorie der Leibeserziehung
  • BRD 1970er mit Sportcurriculum
  • Ab 1980 versuchte man Didaktische Strömungen zu etablieren.
  • Seit Ende der 1990er richtet sich die Sportpädagogik der Gegenwart an bildungstheoretischen Perspektiven aus.

Aktuelle Entwicklungen

  • Die AfD sieht Schulsport wird als Politikum, eine Verknüpfung von Sport und Politik.
  • Zentrale Begründungsdimensionen für Schulsport und Vereinssport sind rein extrasportiv.
  • Aufgabe des Schulsports: Talentsichtung und -förderung.
  • Betonung von Leistungsvergleichen und Wettkämpfen und motorischer Qualifikation.
  • Sportunterricht gilt als Pflichtfach für alle, es gibt keine Ausnahmeregelungen (z.B. für muslimische SuS).

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